Haupt- und Nebenwirkungen - zur Katastrophe des Gesundheits- und Sozialsystems by Goettle Gabriele

Haupt- und Nebenwirkungen - zur Katastrophe des Gesundheits- und Sozialsystems by Goettle Gabriele

Autor:Goettle, Gabriele [Goettle, Gabriele]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783888979576
Herausgeber: Verlag Antje Kunstmann
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


EINER SCHUFTET IM AUGIASSTALL

»Wir werden die Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung

fördern und mehr Eigenleistung von jedem

Einzelnen abfordern müssen.«

(Altbundeskanzler G. Schröder, SPD)

OTTO TEUFEL, Dipl.-Ing. im Ruhestand. Rentenexperte, Mitgründer und 2. Vorsitzender der ADG e.V. (Aktion Demokratische Gemeinschaft). Er wurde 1935 in Ingelheim a. Rhein als viertes von sechs Kindern geboren. Der Vater war Dipl.-Volkswirt, die Mutter Hausfrau. 1946 zog die Familie nach Ludwigsburg, wo er das Schiller-Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur arbeitete er ein Jahr, weil nicht genug Geld da war für mehrere studierende Kinder. 1957/58 nahm er an der TH Stuttgart ein Studium der Elektrotechnik (Nachrichtentechnik) auf und arbeitete noch 7 Monate nebenbei als Werksstudent. Nach dem Diplom ging er 1963 zu Siemens nach München, war zuerst im Entwicklungslabor und wechselte dann zur Vertriebsabteilung. 1969 wurde er für 3 Jahre in die USA versetzt. Anschließend Rückkehr zu Siemens nach München. In den letzten Jahren war er freigestellter Betriebsrat mit Schwerpunkt Sozialrecht. 1996 wurde er im Rahmen eines umfangreichen Personalabbaus wegrationalisiert. 1996 gründete er wegen dieser Erfahrungen, gemeinsam mit betroffenen Kollegen, die ADG, ein Zusammenschluss zur gemeinsamen Gegenwehr. 1999 wurde er Rentner. Otto Teufel ist verheiratet, seine Frau war Sozialarbeiterin, später Hausfrau, sie haben zwei Söhne.

Otto Teufel bewohnt mit seiner Frau ein Reihenhaus in einem Vorort Münchens. Sie bezogen es in den 70er Jahren, und noch heute ist zu sehen, wie modern sie es damals eingerichtet haben. Wir folgen unserem sanften, aber dynamischen Gastgeber die Treppe hinauf zu seinem Arbeitszimmer, vorbei an einer schönen Spielzeug-Dampfmaschine. Sein Arbeitszimmer wirkt mit den Aktenordnern, Gesetzbüchern und Papieren auf dem Schreibtisch wie die Kanzlei eines stark beschäftigten Anwalts und nicht wie der geruhsame Rückzugsort eines Rentners. Hier oben studierte er das Rentenrecht und wurde in dreißig Jahren zum weithin versiertesten kritischen Rentenexperten Deutschlands. Und hier schreibt er auch seine Anklagen, Aufklärungsschriften und Vorträge.

Er persönlich kommt aus mit seiner Rente und hätte durchaus auch noch andere Interessen. Warum also gibt er nicht einfach Ruhe? Otto Teufel sagt: »Ich habe in mir so eine soziale Ader, ein ›Gen‹ gegen Ungerechtigkeit, genau wie mein Bruder, nur bei ihm ist es viel früher zum Tragen gekommen.« Er wirkt wie das Gegenteil seines Bruders Fritz Teufel, dem 68er »Spaßguerillero« und Mitbegründer der Kommune 1. Aber seine Radikalität ist nicht minder konsequent. Er pocht und besteht auf etwas, das allgemein als Selbstverständlichkeit gilt: auf Demokratie und Rechtsstaat, auf Wahrung verbürgter Rechte und Anrechte der Bürger. Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, existiert inzwischen eine zunehmend ungemütlicher werdende außerparlamentarische Opposition von kritischen Alten, die sich vernetzt und versucht, öffentlich aufzuklären. Otto Teufel ist einer von ihnen.

Dass aus Otto Teufel, dem erfolgreichen Ingenieur und braven Familienvater, letztlich eine Art Staatsfeind wurde, ein unerbittlicher Verfechter bürgerlicher Rechte und radikaler Ankläger politischer Willkür, das zeigt, wie sehr das Maß des Zumutbaren längst überschritten ist. Otto Teufel hat sich seit Mitte der 80er Jahre fleißiger als jeder bezahlte Beamte in die Materie hineingearbeitet, hat die Finten und Rechentricks, die Lügen und Propagandafeldzüge der Lobbyisten, der Politiker und Medien entlarvt. Mit fast fünfundsiebzig ist er unschlagbar auf seinem



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