Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) by Dissieux Michael

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) by Dissieux Michael

Autor:Dissieux, Michael [Dissieux, Michael]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Dissieux, Luzifer, ebook, Schreie, Roman, Horror, Tod
ISBN: 9783943408300
Herausgeber: LUZIFER-Verlag Steffen Janssen
veröffentlicht: 2012-08-14T22:00:00+00:00


Als Murphy nach einigen Minuten, die ihm wie die längste Zeit seines Lebens vorkamen, sah, wie Wulf den Wagen wendete und zu ihnen zurückkehrte, wäre er am liebsten ausgestiegen und hätte den Riesen am Kragen gepackt. Zum einen, um ihm die Frage zu stellen, warum in Gottes Namen er ihn und die Kinder alleine zurückgelassen hatte. Zum anderen aber auch – und Murphy schämte sich nicht dafür – weil er das dringende Bedürfnis hatte, diesen Narren in die Arme zu schließen und nie wieder loszulassen.

Wulf hielt direkt neben der Tür des Busses und zog eine schwarze Tasche vom Beifahrersitz. Ein breites Grinsen stand auf seinem Gesicht, als er die Tasche auf die Stufen des Einstiegs stellte. Mit feierlicher Miene öffnete er den Reißverschluss. Murphy beugte sich nach vorn und auch die Kinder kamen von ihren Sitzen gekrochen und spähten über Murphys Schulter.

»So ganz umsonst soll unser Besuch hier nicht gewesen sein«, sagte Wulf und konnte seine Aufregung kaum verbergen.

Die Tasche war bis zum Rand mit Munition für ihre Waffen gefüllt. Gewehrpatronen, sowie mit einem Stahlmantel umhüllte Geschosse für die Pumpgun, dazu Magazine für die Magnum. Daryll erkannte auch einige Handgranaten und Signalfackeln.

Wulf sah einen nach dem anderen an, wie es ein kleiner Junge tun würde, der in der Schule Einsteins Relativitätstheorie gelöst hatte. Murphy schlug ihm auf die Schulter. Daryll griff sich eine der Granaten und drehte sie fasziniert in den Händen. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus.

»Wow!«, entfuhr es ihm. »Damit kann man ein ganzes Haus in die Luft sprengen.«

»Dachte ich mir auch«, strahlte Wulf übers ganze Gesicht. »Lass diese Bestien nur kommen. Wir werden ihnen ordentlich den Arsch aufreißen.«

Er blickte entschuldigend zu Demi. Doch das Mädchen brach in lautes Gelächter aus, in das sie alle binnen einer Sekunde einstimmten. Zum ersten Mal seit zwei Wochen erlebten sie einen normalen Augenblick in einem – wenn auch nur für wenige Sekunden – normalen Leben.

Wulf stellte die Tasche auf die Ablage vor der Windschutzscheibe. Er betätigte die Scheibenwischer und hinterließ graue und gelbe Schlieren auf der Scheibe. Über die tote gefesselte Kreatur im Lagerschuppen verlor er kein Wort. Es gab Dinge im Leben, die man besser für sich behielt, im Interesse aller.

Als sie langsam über den Hof von ›Boscom Field‹ auf das Tor zufuhren, war ihr Lachen bereits wieder verstummt und angespanntem Schweigen gewichen. Dennoch spürten sie so etwas wie ein zartes Pflänzchen in sich, das sich vielleicht irgendwann wieder in blühende Hoffnung verwandeln konnte.

XV

Sie fuhren den Freeway an der Küste entlang. Das Meer begleitete sie mit friedlichem Glitzern, der Geruch von Weite und Freiheit strömte durch die geöffneten Kippfenster des Busses. Hinter dem endlosen Grau des Himmels war die bleiche Scheibe der Sonne zu erkennen. Es hätte ein friedvoller, harmonischer Sonntagsausflug sein können, dachte Wulf, der glücklich darüber war, die beiden altertümlichen Wagen gegen den Bus eingetauscht zu haben. Auf diese Weise waren sie alle zusammen und Wulf konnte ein Auge auf Demis Gesundheitszustand werfen. Außerdem kamen sie mit dem Bus schneller voran. Dazu schaukelte und klapperte er bei weitem nicht so sehr wie der Pick-up.



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