Getraut by Fröhlich Susanne

Getraut by Fröhlich Susanne

Autor:Fröhlich, Susanne [Fröhlich, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2023-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 21

A

m nächsten Morgen erreicht mich Jeromes Tagesweisheit:

»Komme, wenn du verreist, an bei dir selbst.«

So, als wäre man ohne sich selbst unterwegs. Hä? Es gibt Tage, da habe ich Probleme, diese Nachrichten zu verstehen. »Das ist normal, du brauchst eben noch!«, hat mir Jerome erklärt und irgendwas von Bewusstseinsebene erzählt. Was man braucht, um seine Botschaften zu verstehen, sind Seminare. Selbstverständlich bei ihm. »Um dich zu öffnen! Du musst lernen, dich selbst zu sehen! Nur dann kannst du wachsen!«

Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mich selbst nicht verstehe und sehe. So zart bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mich übersehen könnte!

Ich weiß auch relativ genau, was ich will, und vor allem, was ich nicht will. Braucht mein Leben wirklich ein Seelencoaching? Oder habe ich schlicht zu viel Zeit, um in mich und meine Befindlichkeiten reinzuhören? »Das ist eine ganz komplexe Reise in dich selbst! Ein großer Schritt, der mit kleinen Schritten beginnt! Aber das Ergebnis ist life changing!«, beteuert Jerome.

Heute habe ich allerdings leider keine Zeit, bei mir selbst anzukommen, denn Rudi hält mich selbst aus der Ferne auf Trab. »SOS – können wir mal telefonieren?«, schreibt er mir per Whatsapp. Habe sofort Horrorvisionen vor meinem geistigen Auge. Rudi oder Irene in einem Krankenhaus auf Fuerteventura, Schlaganfall, Oberschenkelhalsbruch, alle möglichen Szenarien gehen mir durch den Kopf. Fünf Minuten später habe ich ihn am Telefon. »Was ist los Rudi, um Himmels willen, geht es dir gut? Ist was mit Irene? Soll ich kommen?«, starte ich das Gespräch. In Gedanken plane ich schon meinen Flug und überlege, wie ich das terminlich hinkriegen kann.

»Uns geht’s wunderbar, Herzscher, alles prima. Die Irene hat en klaane Sonnebrand, un ich hatt en bissche Verdauungsproblemscher, hab dann aber Dörrpflaume gekriescht, und seitdem läufts wieder. Es geht um e anner Sach. Ich hab da was sehr Delikates vergesse in all dem Trubel mit de Eintracht un de Hochzeit un dem ganze Brimborium.«

Ich atme durch. »Meine Güte, Rudi, ich war in Panik, SOS bedeutet Notfall. Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt«, antworte ich und bin fast ein wenig verärgert.

»Es is en Notfall, un es geht aach um Lebe und Tod, nur halt net um unser Lebe. Mir sin mopsfidel. Also ich wars, bis mer des eingefalle is, und seitdem werd ich hier grad wahnsinnig. Ich bin so en Dappes.« Er schnauft vernehmlich.

»Was kann denn so dringend sein?«, frage ich.

»Mer habe die Taube vergesse!«, bricht es aus ihm heraus.

Ich stehe erst kurz auf dem Schlauch, bis es mir dämmert. Seine Hochzeitstauben! »Wie vergessen? Was meinst du? Wo sind die Tauben?«, fordere ich genauere Informationen.

»Da, wo ich se kurzzeitig geparkt hab, zwei Tage vor de Hochzeit. In eurer Garage. Ich war so in Panik, da hab ich es vergesse. Und du hast ja aach nix gesacht!«, kommt es relativ kleinlaut von Rudi.

Dass ich jetzt allerdings mitschuldig am Taubendesaster sein soll, finde ich etwas ungerecht. »Die waren doch nicht meine Zuständigkeit, ich hatte die Irene-Betreuung mit Übernachtung, von den Tauben hast du doch gar nichts mehr gesagt«, rechtfertige ich mich, obwohl ich mich nicht schuldig fühle.



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