George Clooney, Tante Renate und ich by Fanny Wagner

George Clooney, Tante Renate und ich by Fanny Wagner

Autor:Fanny Wagner
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644480612
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2013-04-19T22:00:00+00:00


Als Antonia und ich das Frühstücksgeschirr in der Spülmaschine verstaut hatten, war es schon halb elf.

«Wo ist Renate eigentlich abgeblieben?», fragte ich.

«Sie wollte zuerst zum Friseur und dann in die Stadt gehen», sagte Antonia.

«Hoffentlich nicht, um sich wieder mit einem Typen zu treffen», brummte ich, während ich an Olivers Zimmertür klopfte.

Unser Finanzbeamter stand, den Schraubenzieher in der Hand, ratlos vor den beiden wuchtigen Schränken.

«Wie wäre es mit vier helfenden Händen?», fragte ich freundlich.

«Nur, wenn ich mit euch nicht über Farben diskutieren muss.» Er machte einen angespannten Eindruck. «Habt ihr eine Ahnung, wie man diese Teile zerlegt?»

Armer Kerl. Müsste er seine Mahlzeiten nach dem Do-it-yourself-Prinzip zusammenschrauben, wäre er innerhalb kürzester Zeit verhungert.

«So schwer kann das nicht sein», sagte ich und nahm ihm den Schraubenzieher ab.

«Hah-se! Ich gehe dann mal lo-hos!» Kirsti winkte ihrem Zukünftigen zu. «Tschüssie!»

Oliver nickte müde. «Viel Spaß, mein Schatz.»

«Warum heiratet ihr eigentlich so auf die Schnelle?», wollte Antonia wissen. «Normalerweise plant man so was doch langfristiger, oder? Was ihr macht, ist der pure Stress!»

«Das machen wir deshalb, weil ich diesen Zirkus nur äh, sehr befristet aushalte», brummte Oliver sonor. «Ich liebe Kirsti von Herzen, aber …»

«Aber wenn du nicht vor dem Jawort einen Schlaganfall bekommen willst, muss der Nervenstress auf ein winziges Zeitfenster beschränkt werden», vervollständigte ich den Satz à la Oliver.

«Du hast es erfasst! Daher war meine Bedingung: entweder gleich oder gar nicht.»

Eine Zeitlang schraubten wir schweigend weiter, bis Olivers Handy klingelte. Er nahm ab und sein Blick erstarrte. «Nein, Kirsti, ich hänge nicht an Chinesischrot …»

Antonia kicherte, während sie die Bretter aus dem Regal nahm.

«Fuchsienrot ist bestimmt herrlich», sagte Oliver tapfer. «Nein, ich mag es wirklich … Nein, ich sage das nicht nur so dahin …» Er hörte weiter zu. «Kirsti, ich bin beim Packen! Ja, besprich das mal mit der Verkäuferin. Genau.» Er unterbrach die Verbindung und schüttelte ungläubig den Kopf.

«Kleine Änderung der Farbnuance?», fragte ich vorsichtig.

«Exakt.» Oliver drückte einen Knopf an seinem Handy. «Aber die nächste Änderung soll sie mir bitte auf die Mailbox sprechen.»

Wir packten weiter in trauter Dreisamkeit. Zehn Minuten später klingelte mein Telefon. Antonia sah mich vielsagend an, und ich zählte bis drei. «Hallo, Eva Schumann!»

«Kannst du mir Olivah mal geben? Er hat sein Handy versehentlich ausgeschaltet!» Ich drückte Oliver mein Telefon in die Hand.

«Ja?» Olivers Bass klang nicht mehr ganz so freundlich. «Rostrot passt wunderbar zu Schleierkraut.» Er sah uns hilfesuchend an. «Ja, ich liebe Rostrot. Ja, ganz bestimmt. Ja. Tschüs!» Er gab mir das Telefon zurück. «Wie viele Rottöne sind denn so im Allgemeinen bekannt?»

«O, wir sind noch lange nicht durch!» Antonia überlegte. «Es gibt noch Fuchsrot, Kupferrot, Tomatenrot, Krebsrot …»

«Bitte!», rief ich. «Du musst den Teufel echt nicht an die Wand malen!»

Schon bald klingelte mein Telefon erneut. «Eva Schumann!»

«Du-huuh! Ich bins wiedah!» Wortlos reichte ich das Mobilteil an den Fast-Gatten weiter. «Ich verstehe Bettinas Zustand von Minute zu Minute besser», murmelte ich. «Und es würde mich nicht wundern, wenn diese Ehe nicht von Dauer wäre …»

«Nein, wenn du keine rostroten Schuhe bekommst, nimmst du einfach das bordeauxfarbene Kleid», sagte Oliver gepresst.



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