Gegen das Vergessen · Sozialrevolutionärer Widerstand und Verweigerung in Deutschland by GdV-Team

Gegen das Vergessen · Sozialrevolutionärer Widerstand und Verweigerung in Deutschland by GdV-Team

Autor:GdV-Team [GdV-Team]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783954050055
Herausgeber: Unrast Verlag
veröffentlicht: 2012-06-14T22:00:00+00:00


Wilna

Am 26.6.1941 besetzte die deutsche Wehrmacht diese litauische Stadt. Bis Oktober 1941 massakrierten SS und litauische Helfer fast 80.000 jüdische Männer und Frauen. Im September 1941 werden dann zwei Ghettos errichtet. Das zweite, in dem 11.000 ältere und schwächere Menschen eingeliefert werden, wird sofort liquidiert. Im ersten Ghetto werden 29.000 jüdische Menschen zusammengetrieben. Es finden täglich Selektionen statt. Zum Jahresende sind noch 15.000 jüdische Männer und Frauen am Leben. Direkt vor den Toren der Stadt werden, für die ganze Bevölkerung offensichtlich, massenhaft die Menschen erschossen.

So beginnen hier die Diskussionen um bewaffneten Widerstand früher als woanders, da die Ausweglosigkeit des eigenen Schicksals, „auf den eigenen Tod zu warten“, keine andere Wahl offen ließ.

Am 23.1.1942 gründete sich die FPO. Sie vereinte linke und rechte Zionisten, Kommunisten und den Bund. Sie organisieren sich, wie später die GenossInnen in Warschau, in Fünfer-Gruppen. Sie waren sehr darauf bedacht, daß diese fünf jeweils einer anderen Organisation angehören.

Die Beschaffung von Waffen fällt hier leichter, da die jüdischen ZwangsarbeiterInnen direkt in der Waffenproduktion eingesetzt werden, wo sie eroberte Waffen ausbessern sollen.

Sobald die FPO sich gebildet hatte, schickt sie KurierInnen nach Warschau und Bialystok, um dort das Wissen über die Vernichtung zu verbreiten und für bewaffneten Widerstand zu agitieren. Im April 1942 schließlich wird die FPO als autonome, im Ghetto agierende Bewegung in die litauische Partisanenbewegung eingegliedert.

Am 8.7.1942 deponieren drei aus der FPO, die sich aus dem Ghetto geschlichen hatten, an einer Bahnstrecke eine Mine. Sie detoniert, als ein deutscher Munitions- und Truppentransport rüberfährt. Über 200 deutsche Soldaten können sich nicht mehr als Mörder betätigen. Die umherfliegenden Waffen werden von Bauern eingesammelt und später teilweise einer Partisaneneinheit der FPO übergeben.

Anders als in Warschau steht die Bevölkerung des Ghettos nicht auf der Seite des Widerstands. Deutlich wird dies, als im Juni 1943 zwei Mitglieder eines Untergrundkomitees verhaftet werden, das sich unabhängig von der FPO gebildet hatte. Einer verrät unter der Folter Wittenberg, einen Führer der FPO. Daraufhin fordert die Gestapo die Auslieferung Wittenbergs, oder das gesamte Ghetto werde liquidiert. Die Masse der Bevölkerung macht Jagd nach ihm, der Judenrat hetzt dementsprechend. Die FPO und Wittenberg sehen keinen anderen Ausweg aus der Situation, als daß sich Wittenberg der SS ‘freiwillig’ stellt.

Nach diesem Ereignis änderte die FPO die Strategie, da ihr nun der Widerstand im Ghetto als sinnlos erschien. Sie versuchte, Partisaneneinheiten in den Wäldern aufzubauen, d.h. alle KämpferInnen sollten nach und nach aus dem Ghetto geschleust werden.

Doch die Flucht von 24 FPO-AktivistInnen, von denen schließlich nach einem Gefecht mit deutschen Truppen nur 13 in den Wäldern ankamen, nahmen die Faschisten zum Anlaß, 32 Männer aus dem Ghetto zu erschießen und drohten jede weitere Flucht mit Kollektiverschießungen zu bestrafen.

So moralisch unter Druck gesetzt ist der Widerstand erstmal ratlos, die Fluchtbewegungen gehen nicht weiter. Am l. September 1943 umstellten deutsche und estländische Einheiten das Ghetto, bei der Erstürmung des Ghettos am 23.9. gelingt noch einmal 200 FPO-KämpferInnen die Flucht durch einen Tunnel in die Wälder.



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