Gambling by Francis Dick

Gambling by Francis Dick

Autor:Francis, Dick [Francis, Dick]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalliteratur
ISBN: 9783257606089
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-06T05:00:00+00:00


[212] 13

»Sie haben was gefunden?« sagte Chefinspektor Carlisle.

»Eine zweite Kugel«, sagte ich.

»Wo?« fragte er.

»Bei Bill Burton. Kann ich vorbeikommen und es erklären?«

Er seufzte. Ich hörte es durch die Telefonleitung.

»Muß das sein? Ich stecke bis über die Ohren in Arbeit. Die Presse setzt mir wegen des noch nicht gefaßten Kindermörders zu. Ich bin fix und fertig.«

»Ich bin gleich da. Es dauert nicht lange, und von Angesicht zu Angesicht ist es einfacher.«

Eigentlich wollte ich nur seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich wollte nicht, daß er auf den Bildschirm seines Computers schaute und an seinen anderen Fall dachte, während ich ihm was am Telefon erzählte.

»Na schön. Ich kann Ihnen eine halbe Stunde geben, mehr nicht. Wann können Sie hier sein?«

Von Lambourn nach Cheltenham, an einem Montagnachmittag.

»In spätestens fünfzig Minuten«, sagte ich.

»Okay. Bis dann. Wiederschaun.« Er legte auf, und mir wurde klar, daß auch er seine Probleme hatte. Die Presse kann die Polizei gnadenlos heruntermachen, wenn sie einen [213] Mörder, zumal einen Kindermörder, nicht faßt, während sie ihr gleichzeitig vorhält, sie habe zuviel Macht. Eine Situation, in der man nicht gewinnen konnte.

Marina ließ sich überreden, bei Kate und den Kindern zu bleiben, während ich nach Cheltenham fuhr.

Genau fünfundvierzig Minuten brauchte ich bis zur Polizeiwache, doch Carlisle ließ mich noch eine Viertelstunde warten, ehe er im Eilschritt in die Anzeigenaufnahme kam. Diesmal nahm ich seinen Vorschlag, mit ihm in einen Vernehmungsraum zu gehen, an.

»Was hat es denn nun mit dieser zweiten Kugel auf sich?« fragte er. »Wo ist die Kugel? Wo haben Sie sie gefunden? Was ist daran so wichtig, daß Sie extra deswegen hierherkommen?«

Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, dachte ich.

»Alles zu seiner Zeit«, sagte ich. »Lassen Sie uns zunächst ein kleines Spiel spielen, das ›Mal angenommen‹ heißt.«

»›Mal angenommen‹? Nie gehört.«

»Na ja, es ist eigentlich ganz einfach. Sie sitzen still da, ohne Fragen zu stellen, und lassen mich reden.«

»Gut, wenn’s sein muß.«

Ich lächelte. »Es muß.«

Er lehnte sich zurück und kippte den Metallstuhl auf die Hinterbeine. Meine Mutter hatte mir das immer verboten, doch ich widerstand der Versuchung, ihm das zu sagen.

»Nehmen wir also mal an, Bill Burton hat nicht Selbstmord begangen«, sagte ich.

»Das muß das Gericht entscheiden«, sagte Carlisle.

»Nicht unterbrechen – bitte.«

»Entschuldigung.«

[214] »Nehmen wir mal an, Bill hat sich nicht selbst erschossen. Daß er an einem Schuß gestorben ist, steht außer Zweifel, also muß ihn jemand ermordet haben. Da sich aber Pulverrückstände an Bills Hand und seinem Ärmel fanden, hat Bill tatsächlich eine Waffe abgefeuert, wahrscheinlich die, die ihm den Tod gebracht hat. Nun könnte es sein, daß er mit der Waffe geschossen hat, bevor er umgebracht wurde, oder aber man hat hinterher mit den Fingern des Toten einen Schuß ausgelöst, damit die Spuren auf die Hand gelangen. Richtig?«

»Schon«, sagte Carlisle, »aber –«

»Kein Aber, noch nicht, wir spielen noch ›Mal angenommen‹.«

Er schloß den Mund und verschränkte die Arme vor der Brust, in der Körpersprache eine typische Äußerung des Mißfallens oder des Unglaubens.

»So oder so mußte eine zweite Kugel existieren.«

»Und ich nehme an, die haben Sie gefunden?« sagte er.

»Ja.«

»Wo?« fragte er.

»Ich habe das Zimmer durchsucht, in dem Bill gestorben ist«, sagte ich.



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