Finstermoos 04 - Bedenke das Ende by Janet Clark

Finstermoos 04 - Bedenke das Ende by Janet Clark

Autor:Janet Clark [Clark, Janet]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Thrillers, General
ISBN: 9783732003495
Google: ijRsDAAAQBAJ
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2015-09-21T00:00:00+00:00


9. August

41

Ein Antrittsbesuch. So fühlte es sich an. Basti vergewisserte sich, dass er die richtige Zimmernummer erwischt hatte, und drückte entschlossen die Klinke herunter. Gedämpfte Stimmen drangen zu ihm, noch bevor er die Besucher an Brigittas Krankenbett sehen konnte. Musste er auch nicht. Er erkannte beide Stimmen sofort – die seiner Väter. Seines leiblichen Vaters und die des Vaters, der ihn achtzehn Jahre wie seinen eigenen Sohn aufgezogen hatte.

Heute früh hatte Franz ihm erklärt, dass er es verstehen würde, wenn Basti sich nach all dem, was passiert war und was in nächster Zeit bevorstand, vom ihm abwenden würde. Bastis Herz wurde schwer. Als ob er das könnte – Franz würde immer sein Vater bleiben, sie waren ein gutes Team gewesen: Nic, er und sein Vater. Und Franz hatte ihm nie das Gefühl gegeben, weniger geliebt zu werden als Nic. Vielleicht hatten seine Väter damals die richtige Entscheidung getroffen.

Vielleicht auch nicht. Er würde es nie wissen.

Er trat näher. Spürte das nervöse Schlagen seines Herzens. Damals war er der Spielball seiner Väter gewesen, doch jetzt konnte er selbst bestimmen, wie er mit der Situation umgehen wollte. Und er hatte eine Entscheidung getroffen.

»Basti.« Wolferl erhob sich von Brigittas Krankenbett und ging ihm entgegen. Er legte die Hand auf seine Schulter. »Schön, dass du gekommen bist.«

Sein Vater nickte ihm zu, ein unsicheres Lächeln im Gesicht.

Bastis Blick glitt über die Geräte am Kopfende von Brigittas Bett. Monitore, Schläuche, so sah es also aus, wenn man jemanden in ein künstliches Koma versetzte. Sie wirkte so zart und verletzlich wie eine Kristallfigur.

Zusammen mit Wolferl näherte er sich dem Bett. Am Fußende blieb er stehen. Rechts von sich Wolferl, links sein Vater. Sein Blick wanderte nervös von einem zum anderen. Obwohl keiner ihn berührte, fühlte er sich hin- und hergerissen.

Er wandte sich an seinen Vater. Räusperte sich. »Du hast das Baby damals also wirklich getötet?«

Franz nickte, sah auf seine Hände, als könnte er ihnen ihre Tat niemals verzeihen. »Es war ein Unfall. Das Baby hat geschrien, so laut. Ich hatte Angst, dass der Förster uns hört. Ich habe nur meine Hand über seinen Mund gelegt … und dann … war es tot. Ich … wollte doch nicht …«

»Und dann?«, fragte Basti leise.

Rote Flecken bildeten sich auf Franz’ Wangen. »Wir haben erst bei der nächsten Rast gemerkt, dass das Baby tot war. Riazi hat sich auf mich gestürzt. Ich konnte mich nicht wehren. Ich war völlig geschockt, bin nur dagestanden. Und dann hat Krailinger eingegriffen. Ich glaube, hätte er das nicht, hätte Riazi mich umgebracht. Keiner von uns wollte, dass jemand verletzt wird. Die ganze Situation … es ist einfach aus dem Ruder gelaufen.«

Basti beobachtete seinen Vater. Sein sonst gebräuntes Gesicht wirkte fahl und viel älter als noch vor zwei Tagen. All die joviale Heiterkeit, das unerschütterliche Selbstbewusstsein des Sportlers und erfolgreichen Unternehmers – wie weggewischt. Zaghaft berührte er seinen Arm. Er glaubte ihm, dass er weder gewusst hatte, dass Krailinger und Fritz die Riazis in der Gletscherspalte hatten verschwinden lassen, noch dass Brigitta mit Wolferls Hilfe das Baby im Dorf vergraben hatte.



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