Finnisches Requiem by Taavi Soininvaara

Finnisches Requiem by Taavi Soininvaara

Autor:Taavi Soininvaara [Soininvaara, Taavi]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783378006584
Herausgeber: Kiepenheuer
veröffentlicht: 2004-01-14T23:00:00+00:00


In der Nähe der Fleminginkatu 13 fand sich kein freier Parkplatz, also hielt Ratamo vor dem Hauseingang. Die Freunde des Bieres strömten in die Kneipen von Kallio, obwohl es erst kurz vor vierzehn Uhr war. Allein in seinem Blickfeld zählte er sechs Lokale.

Seit Himoaaltos Umzug vom Torkkelinmäki nach Espoo im Frühjahr 1995 waren in Kallio anscheinend etliche neue Kneipen auf der Bildfläche erschienen. Ratamo fühlte sich hier wohl. In dieser bunten Gesellschaft konnte man sich so geben, wie man war, und brauchte nicht irgendeine Rolle zu spielen. Und er war in Kallio nie in ein Handgemenge, nicht einmal in ein Wortgefecht geraten, obgleich sie seinerzeit mit Timo selbst die allerschlimmsten Schnapshöhlen abgeklappert hatten. Sogar ein vom Alkohol Benebelter war eben kaum begierig darauf, dem Zweimetermann Himoaalto an den Kragen zu gehen.

Ratamo beobachtete amüsiert einen jungen Mann in einer mit Nieten beschlagenen Lederjacke und engen schwarzen Jeans, der aus dem Restaurant Kranichflug geschwankt kam. Seine grellrot gefärbten Haare sahen aus, als hätte man sie mit dem Rasenmäher geschnitten. »Der hat irgendwo einen blinden Friseur gefunden«, sagte Ratamo.

Riitta war nicht zum Lachen zumute. Sie ging im Kopf die Unterhaltung vom Vormittag in der psychiatrischen Poliklinik noch einmal durch. Taskinen hatte behauptet, ein in Budapest lebender Finne sei in die Morde an den Kommissaren verwickelt. Die SUPO wußte nichts von einem Finnen in Budapest. Wenn Taskinens Hinweis stimmte, dann mußten sie bei den Ermittlungen mit fast leeren Händen wieder von vorn anfangen. Und es gab schon drei Opfer. Wrede würde sicherlich einen Sündenbock suchen, wenn klar war, daß Ismo Varis nichts mit den Morden an den Kommissaren zu tun hatte. Riitta machte sich Sorgen, er könnte ihr vorwerfen, sie habe den Hinweis von Taskinen vernachlässigt. Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als Irmeli Itälä vor ihr auftauchte. Sie stellte Ratamo der Ärztin vor.

Taskinen öffnete nicht, obgleich Kuurma wie besessen auf den Klingelknopf drückte. Riitta fürchtete schon, einen Fehler begangen zu haben, als sie der Ärztin erlaubt hatte, ihren Besuch vorher anzukündigen.

Endlich waren in der Wohnung Geräusche zu hören; die Kette wurde entfernt, und die Tür ging langsam auf. Dumpfe, stickige Luft schlug ihnen entgegen. Taskinen schien Angst vor den Gästen zu haben. Ihre nassen Haare hingen bis auf die Schultern. Kuurma schaute in ihr ungeschminktes Gesicht und stellte erneut fest, daß Hannele Taskinen tatsächlich eine schöne Frau war.

Itälä sagte etwas Beruhigendes zu Taskinen, während die beiden SUPO-Mitarbeiter versuchten einen Platz zu finden, auf den sie sich setzen konnten. Nur ein Sessel vor dem Fernseher war frei. Auf dem Sofa und den anderen Stühlen lagen Kleidungsstücke, Zeitungen und aller möglicher anderer Kram herum. Kuurma hätte am liebsten das Fenster geöffnet, begnügte sich dann aber damit, das Licht anzuschalten. Ratamo bestaunte verblüfft die an den Wänden hängenden Bilder und Fotos von Kühen und die überall in der Wohnung herumstehenden Kuh-Skulpturen. Ihm fiel nicht ein einziges Utensil zum Thema Kuh ein, das in der Einzimmerwohnung nicht mindestens doppelt vertreten gewesen wäre. Es fehlte nur noch, daß aus den Lautsprechern der Stereoanlage Eppu Normaalis Rocksong vom surfenden Kuhmagen erklang.



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