Finnek, Tom by der Asche Unter

Finnek, Tom by der Asche Unter

Autor:der Asche Unter
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-21T22:05:33+00:00


5. KAPITEL

Handelt von zitternden Freunden und

einem schrecklichen Verdacht

»War Abe Oldershaw ein Puritaner?«, wollte ich wissen.

»Nein, ein Freund.«

»Was soll denn das nun wieder bedeuten?«

»So heißen sie: Gesellschaft der Freunde«, erklärte Hum achselzuckend. »Manche nannten sie auch Bibberer oder Quäker, aber Onkel Abe und Onkel Josh konnten diese Schimpfnamen nicht leiden. Sie sagten lieber: Freunde der Wahrhaftigkeit. Oder Freunde des Lichts.«

Von diesen seltsamen Quäker-Leuten hatte ich schon gehört. Angeblich hießen sie so, weil sie bei ihren Versammlungen und Gottesdiensten vor Erregung bebten und wie Fallsüchtige zitterten. Natürlich wurden sie im Königreich wie alle sogenannten Nonkonformisten verfolgt und drangsaliert, aber was hieß das schon? In England hatten sich so viele Sekten und Kirchen gebildet, dass es schwerfiel, überhaupt noch durchzublicken. Es gab Baptisten, Papisten, Presbyterianer, Quäker, Wiedertäufer, Puritaner und weiß der Teufel wen noch. Und je rabiater man die angeblichen Gotteslästerer verfolgte, desto mehr Zulauf bekamen sie.

»Wart ihr auch Quäker?«, fragte ich. »Deine Mutter und du?«

»Sicher«, antwortete sie. »Sonst hätte Onkel Abe Mutter gar nicht heiraten dürfen. So eine Heirat unter Freunden darfst du dir aber nicht wie eine richtige Hochzeit vorstellen. Die Freunde dürfen nämlich nicht schwören und auch keinen Eid ablegen. Man sagt, dass man ab sofort Mann und Frau ist, und die Versammlung nickt dazu, und schon ist man verheiratet.«

»Ist das überhaupt erlaubt?«

»Keine Ahnung.«

»Und seid ihr’s immer noch?«

»Was?«

»Quäker. Also … Freunde.«

»So genau lässt sich nicht sagen, wer ein Freund ist und wer nicht. Es gibt da keine klaren Regeln.«

»Wieso nicht?«

»Bei den Freunden gibt’s keine Taufe oder so was«, sagte Hum. »Auch keine Priester oder Gemeindevorsteher, die einen aufnehmen oder abweisen. Es gibt keine festen Gebete oder Glaubensbekenntnisse. Niemand sagt einem, was man zu glauben oder beten hat. Natürlich lesen sie viel in der Bibel, aber wenn man’s nicht tut, stört’s auch keinen, weil sie sagen, dass Gott größer ist als irgendeine Schrift. Eigentlich kann jeder tun und denken, was er will, solange er Gott in sich hat. Alle sind eingeladen, zur Gemeinschaft zu gehören. Jeder kann das innere Licht und den Samen Gottes in sich spüren.«

»Den Samen Gottes?«, wunderte ich mich.

»Nicht was du jetzt wieder denkst!«, fuhr sie mich an. »Hornochse!«

»Lass das nicht deine Mutter hören«, antwortete ich und hob den Zeigefinger. »Sonst musst du dich wieder entschuldigen.«

Sie zog eine Schnute, musste aber schließlich lächeln und erzählte weiter:

Das Leben auf der »Southwood Farm« war beschwerlich und nicht gerade ein Honigschlecken, aber durchaus zu ertragen. Anders als sein Bruder von der etwas größeren »Twin Oaks Farm« besaß Onkel Abe nur wenig Land, daher mästete er keine Schweine, sondern besaß Ziegen und Schafe, die er in der Heide und auf den Gemeindeweiden grasen ließ. Hum liebte die Schafe, weil sie friedlicher waren als die Ziegen und nicht so stanken wie die Schweine. Außerdem gefiel es ihr, die Hirten zu begleiten und mit den Tieren in der Heide und unter freiem Himmel zu sein. Auch ihrer angeschlagenen Gesundheit kam das Leben auf dem Lande sehr zugute, zwar blieb sie schwach auf den Lungen und zierlich im Wuchs, aber die gute Luft und das deftige Essen verfehlten ihre Wirkung nicht.



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