Finanz-Petits-Fours by Constanze Hintze

Finanz-Petits-Fours by Constanze Hintze

Autor:Constanze Hintze
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658264079
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


8.3 Tickende Zeitbombe für konventionelle Portfolios

Der Wandel des Erdklimas und seine Folgen – schmelzende Polkappen, heftige Stürme, lange Dürreperioden und steigende Meeresspiegel – kosten der Weltwirtschaft schon heute Unsummen. Hoffentlich keinen Vorgeschmack lieferte der Jahrhundertsommer 2018, der Deutschland mit hohen Temperaturen und geringem Niederschlag bis weit in den Herbst hinein beschäftigte. Ernteausfälle, Probleme in der Binnenschifffahrt und mancherorts sanken die Grundwasserspiegel auf kritische Niveaus. Man muss kein Klimaökonom sein um zu erkennen, dass hier viel Geld auf dem Spiel steht.

Seit über 40 Jahren beschäftigt sich der weltgrößte Rückversicherer Munich Re mit den Ursachen und Folgen der Klimaveränderungen und hat schon aus ureigenen Geschäftsgründen ein großes Interesse daran, dass der Klimawandel gestoppt wird. Im vergangenen Jahr erreichten die Versicherungsschäden nach Naturkatastrophen mit schweren Stürmen und Überflutungen mit 110 Mrd. EUR ein Rekordniveau. Laut EU-Kommission haben die durch extreme Wetterereignisse verursachten wirtschaftlichen Schäden zwischen 2007 und 2016 um 86 % zugenommen.

Anfang 2019 meldete der Energieversorger PG&E, eines der größten Energieunternehmen der USA, Insolvenz an. Hochspannungsleitungen des Konzerns gelten als Auslöser für verheerende Waldbrände in Kalifornien, bei denen Menschen starben und rund 80.000 Hektar Wald verbrannten. Die drohenden Schadensersatzforderungen von mehr als 30 Mrd. US$, zwangen das Unternehmen unter Chapter-11 des US-Konkursrechts. Neben der ökologischen und menschlichen Tragödie stehen nun Arbeitsplätze und Anlegergeld auf dem Spiel: Seit der Feuerwalze im Herbst 2018 verlor die Aktie bis zur Konkursankündigung bald 90 % ihres Wertes. Der Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon (2010) kostete dem Betreiber BP bis zum heutigen Tag mehr als 62 Mrd. EUR:

Wie viele Beweise bedarf es noch bis die Erkenntnis reift, dass der Klimawandel die globale Finanzstabilität gefährden kann?

2015 wurde in Paris das Klimaschutzabkommen der Vereinten Nationen verabschiedet, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau vorsah. Das kann nur mit einer deutlichen Reduzierung des Verbrauchs fossiler Energieträger erreicht werden, was für CO2-intensive Branchen einem finanziellen GAU gleichkommt. Schon heute ist abzusehen, dass traditionellen Energie- und Bergbauunternehmen mehr und mehr die Geschäftsgrundlage entzogen wird. Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis sie den Wert ihrer Öl- und Kohlevorräte bilanziell abwerten müssen, was unmittelbare Folgen auf den Aktienkurs haben wird. Einem ähnlichen Risiko sind Versorger, Airlines und produzierende Industrieunternehmen ausgesetzt, deren Kosten für den CO2-Ausstoß steigen. Die Europäische Union hat bereits 2005 einen Handel für Emissionsrechte eingeführt. Energie-intensive Unternehmen kaufen diese Rechte, die es ihnen im begrenzten Umfang erlauben, Treibhausgase auszustoßen. Die Kosten für diese Zertifikate steigen und könnten in den kommenden Jahren weiter zulegen, was sich negativ auf die Ertragslage der betroffenen Unternehmen auswirkt.

Nachdem in Deutschland die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 deutlich rückläufig waren (−27,3 %), steigen sie seit 2015 wieder an. Wie dem 2018 vorgelegten Klimaschutzbericht des Bundesumweltministeriums zu entnehmen ist, kann unser selbst gestecktes Klimaschutzziel, bis 2020 die Emissionen um 40 % zu reduzieren, nur erreicht werden, wenn bei der Energiewende aufs Tempo gedrückt wird. Ob die diskutierte CO2-Steuer dafür das geeignete Instrument ist, ist nicht nur unter Ökonomen umstritten.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.