Existenzlos: Thriller (German Edition) by Aweley May B

Existenzlos: Thriller (German Edition) by Aweley May B

Autor:Aweley, May B. [Aweley, May B.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-21T05:00:00+00:00


Kapitel 10

Am Horizont ging die Sonne in den schönsten Frühherbsttönen auf, als sich ein großer Laster mit der Aufschrift »Delight Sea Foods Inc.« seinem Zielort näherte: einem abgelegenen Gebäudekomplex an der White Oak Ridge Road in Livingston. Es war wahrlich eine wunderschöne Abwechslung zum Unwetter des Vorabends.

Hätte der Fahrer diese Strecke zuvor nicht gekannt, hätte er den versteckten Waldweg niemals gefunden. Er wäre wohl auch niemals auf die Idee gekommen, seinen LKW scheinbar ohne Ziel in diese hügelartige Gegend zu lenken.

Selbst sein GPS-System versagte kläglich bei der Adresseneingabe.

Warum hatte man das Unternehmen nicht auf der frei zugänglichen Straßenseite gegenüber gebaut?, fragte er sich immer, wenn er diesen Kunden belieferte. Zwischen den großzügig besiedelten Einfamilienhäusern hätte man sicherlich einen deutlich besseren Platz finden können, was die Anbindung betraf. Wenn er gelegentlich einen Livingstonauftrag bekam, fragte er nicht viel nach. Was zählte, war, dass er am Ende des Tages einen vierstelligen Barbetrag in Händen hielt. Eine hübsche Abfindung für einen einfachen Arbeitstag.

Was, um alles in der Welt, wurde bloß in großen, ungekühlten Fässern an ein Nahrungsmittel produzierendes Unternehmen geliefert? Brauchen die vielleicht diese Menge Essig?, überlegte er.

Dass er darauf nie eine Antwort erhalten würde, war ihm klar. Er wurde dafür bezahlt, schweigend abzuliefern, also tat er das auch! Was auch immer bei »General Food Inc.« hergestellt wurde, war nicht sein Problem.

Leise ächzte der Wagen unter der Last der mit Flüssigkeit gefüllten Fässer, als er eine kleine Erhebung auf dem Weg übersah. Der Motor ging aus.

»Shit!«, zischte er wütend durch die Zähne. Auf keinen Fall wollte er in dieser Gegend stecken bleiben. Morgen früh hatte er einen weiteren Auftrag, den er unbedingt wahrnehmen musste, um beim Boss nicht in Ungnade zu fallen. Zuverlässigkeit war oberste Priorität in seinem Job, wenn man sich am Finanzamt vorbei ein wenig Bares verdienen wollte. Hastig drehte er am Zündschloss und hörte das Auto aufjaulen, bevor sich das regelmäßige Geräusch des Motors wieder einstellte.

Erleichtert ließ der Fahrer seinen Wagen sachte rollen. Dass es diesmal so leicht geklappt hatte, war wahnsinniges Glück.

Vorsichtshalber soll sich der Mechaniker bei der nächsten Gelegenheit den Wagen mal ansehen, damit mir unterwegs keine blöde Überraschung passiert, dachte er.

Eine winzige Kamera, die an einer mächtigen Eiche befestigt worden war, hatte seine Ankunft bereits erfasst, ohne dass er es ahnte. Er wurde erwartet.

Wie von Zauberhand erschien zwischen den Bäumen die gewohnte Lagerhalle mit einem hausähnlichen Anbau. »General Food Inc.« sah von außen deutlich ordentlicher aus, als all die Unternehmen, die er sonst belieferte.

Vor der Lagerhalle standen bereits die beiden Männer, die er vom Sehen her kannte. In seiner Gegenwart sprachen sie nie. Bis auf das eine Mal, als sie dachten, dass er außer Hörweite war. Vielleicht täuschte er sich, doch er hätte schwören können, den Namen »Ricardo« vernommen zu haben.

Der stämmigere der beiden Männer, den der andere Ricardo nannte, gab ihm ein Zeichen zum Aussteigen, was er unverzüglich tat.

»Wo soll ich die Tonnen abstellen?«, fragte er nervös, als er sich ihnen näherte. Die Situation war ihm irgendwie nicht geheuer. Ricardo deutete mit dem Kinn in Richtung einer leicht geöffneten Lagerhallentür.



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