Es wird eine Rebellion geben by Frank A. Meyer

Autor:Frank A. Meyer
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Orell Füssli Verlag
veröffentlicht: 2014-09-08T16:00:00+00:00

Die Sure 4,34 ist absolut grundgesetzwidrig

Über den Islam

Frank A. Meyer: Kennen Sie Sure 4,34? Sie ist die zentrale Sure zur Unterdrückung der Frau: »Diejenigen (Frauen) aber, deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet, ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie.« Die Sure ist absolut grundgesetzwidrig.

Jakob Augstein: Ja, und? Im Levitikus steht, wer den Namen des Herren lästert, soll gesteinigt werden. Sie wollen jetzt nicht im Ernst damit anfangen, religiöse Texte als politische Texte zu lesen! Politische Prinzipien und metaphysische Vorstellungen sollte man schon voneinander trennen.

Das Problem des Islam ist nicht seine religiöse Botschaft, sondern dass Muslime diese Botschaft eins zu eins in die Wirklichkeit umsetzen sollen – und die praktizierenden Gläubigen es auch wollen. Die Texte des Korans werden nicht als historische Texte gelesen.

Die Religion ist die Religion – Muslime müssen glauben, denken und lehren können, was sie wollen. Ich werde sehr misstrauisch, wenn unsere Gesellschaft sich plötzlich als so aufgeklärt und säkular erweist – das passiert immer bei Minderheitenreligionen. Nehmen Sie die unsinnige Beschneidungsdebatte. Da fiel uns auch plötzlich ein, dass wir den Juden erklären müssen, wie sie sich bitte in einer christlich geprägten Kultur zu verhalten haben.

Wenn Sie eine religiöse Lehre haben, die sich als politische Lehre versteht, ist das Problem anders gelagert. Christentum und Katholizismus haben sich auch einmal unmittelbar politisch verstanden. Die Kirche als gesellschaftlich bestimmende Macht – damit ist es zum Glück vorbei.

Ich glaube nicht, dass es in den USA damit vorbei ist. Und die führen immerhin die sogenannte freie Welt an. Sie haben da einen west-zentrierten Blick. Abgesehen davon: Sie dringen nicht mit staatlichen Machtinstrumenten in das innere Gedankengebäude von Menschen ein. Halten Sie sich doch an das Wort von Joschka Fischer: »Wichtig ist, was die Leute machen, und nicht, was sie denken.« Ich reagiere bei dem Thema nur deshalb so empfindlich, weil ich der Überzeugung bin, dass der Islam in Westeuropa die Funktion übernommen hat, die früher der Kommunismus innehatte: Er ist das Andere, das Gegenbild, das Böse, er ist der Feind, auf den sich alle im Westen einigen können. Der Islam eignet sich als Feindbild sogar noch besser als der Kommunismus, weil man nicht an eine Mauer fahren muss, um die Grenzlinie zwischen Gut und Böse zu sehen, es reicht, in ein schlechtes Viertel der eigenen Stadt zu gehen, wo muslimische Frauen Kopftuch tragen und muslimische Männer dunkle Bärte. Diesen demokratisch-kulturell verbrämten Rassismus halte ich für sehr gefährlich. Die Islamophobie erscheint mir als die gefährlichste Tendenz in der Gesellschaft überhaupt.

Eine solche Bündelung von Aversionen haben wir in den rechtspopulistischen Bewegungen, aber eine allgemeine Phobie sehe ich nicht. Es ist sehr problematisch, den politischen Gegner als krank zu diffamieren. Es ist überdies unpolitisch. Es herrscht, da stimme ich Ihnen zu, eine Islamfeindschaft bis in die bildungsbürgerlichen Kreise hinein. Die Kritik am Islam hat ja durchaus ihre Berechtigung. Sie gilt dem politisch totalitären Anspruch dieser Religion. Auch der Kommunismus trat mit autoritärer Anmaßung auf, allerdings entstammte er unserem eigenen Kulturkreis. Und er fühlte sich diesem Kulturkreis sogar zugehörig. Der Islam formuliert seinen Anspruch in einem

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