Energiewende - Die Revolution hat schon begonnen by Roger Hackstock

Energiewende - Die Revolution hat schon begonnen by Roger Hackstock

Autor:Roger Hackstock
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Kremayr Scheriau


Energiespeicher – Achillesferse des Energiewandels?

Dieser pointierte Titel eines deutschen Fachforums im Oktober 2012 in Köln brachte die zentrale Frage der Energiewende auf den Punkt. Wir werden in Zukunft Speicher brauchen, um die enormen Schwankungen bei der erneuerbaren Stromproduktion abzufangen. Doch welche Speicher könnten das sein? Jahrzehntelang war die Autobatterie das Maß aller Dinge. Mit 100 Kilowattstunden Energie in einem Kubikmeter Volumen schienen die Grenzen des Machbaren erreicht. Die ersten Elektroautos schleppten Hunderte Kilos Bleiakkumulatoren mit, um eine Reichweite von 100 Kilometer zu schaffen. Erst mit der Erfindung tragbarer Computer wurden die Stromspeicher kompakter. Der Lithium-Ionen-Akku eines Laptops erreicht heute die sechsfache Speicherdichte einer Autobatterie. Die Speicher scheinen gemeinsam mit der Miniaturisierung der Elektronik zu schrumpfen und werden dabei immer billiger. Ich frage mich bei modernen superflachen Tablets immer, wo da der Strom herkommt.

Bei den 25.000 Lithium-Ionen-Akkus im größten Batteriepark Europas stellt sich diese Frage nicht. Der in einer eigenen Halle untergebrachte Energiespeicher soll kurzfristige Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, damit keine fossilen Kraftwerke hochgefahren werden müssen. „Jedes Megawatt installierte Batterieleistung ersetzt das Zehnfache an konventionellen Kraftwerken, die sonst für die stabile Stromversorgung sorgen“, erklärt Clemens Triebel von der Firma Younicos, der die Batterien liefert. „Wir werden zeigen, dass sich solche Speicher schon heute rechnen.“ Der fünf Megawatt starke Batteriepark wurde vom Netzbetreiber WEMAG bestellt, der im windreichen Mecklenburg-Vorpommern zu Hause ist. Die 800 Megawatt Windkraft im Netz von WEMAG decken mittlerweile den kompletten Strombedarf aller Kunden, zumindest rechnerisch. Die natürlichen Schwankungen des Windes sollen dabei künftig vom Energiespeicher ausgeglichen werden, der im September 2014 in Betrieb geht.

Diese Art der Speicherung wird auch in Elektroautos verwendet. Manche sehen darin die Speicherlösung der Zukunft. Auch wenn einmal Millionen Elektroautos auf den Straßen sind, kann man davon ausgehen, dass diese wenig gefahren werden. Ein Auto ist im Schnitt etwa 40 Minuten am Tag unterwegs, die restliche Zeit steht es. Ist eine Steckdose in der Nähe, könnte der Besitzer sein Elektroauto künftig einem Stromversorger gegen Gebühr als Kurzzeitspeicher anbieten. Ist zuviel erneuerbarer Strom in Netz, kann der Versorger bei Tausenden solcher Kunden halbvolle Batterien aufladen und damit einen Preisverfall an der Strombörse abwenden. Liefern die Ökostromanlagen zu wenig, könnte der Energieversorger die Erlaubnis erhalten, volle Batterien bis zur Hälfte zu entladen und den Strom ins Netz zu holen. Große Elektronikkonzerne wie Siemens und Kapsch scharren schon in den Startlöchern, um diesen neuen Markt nicht zu verpassen. Hunderttausende Carports und Garagen müssten mit intelligenten Stromzählern („Smart Meter“) ausgestattet werden, um diese Art des Stromhandels zu ermöglichen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Vorteile eines kleinteiligen Stromaustausches mit Millionen Verbrauchern den gewaltigen bürokratischen Aufwand lohnen, den dieses System unweigerlich mit sich bringt.

Eine Alternative wäre, den überschüssigen Strom in Gas umzuwandeln. Das technische Verfahren dazu wurde bereits 1902 von dem Franzosen Paul Sabatier entdeckt. Dabei wird Wasser mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. In einer weiteren chemischen Reaktion wird Wasserstoff mit Hilfe von Kohlendioxid in Methan, also Erdgas, umgewandelt. Mit Überschussstrom aus Ökostromanlagen könnte man auf diese Weise sozusagen erneuerbares Erdgas herstellen. Manche sprechen auch von Windgas oder Solargas, je nachdem, aus welcher Quelle der Strom stammt.



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