Endless: Roman (German Edition) by Cabot Meg

Endless: Roman (German Edition) by Cabot Meg

Autor:Cabot, Meg [Cabot, Meg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-11-28T23:00:00+00:00


19

Meena lehnte die Stirn an die Seite der Toilettenkabine. Das Metall war kühl an ihrer Haut, und sie musste nicht mehr weinen.

Aber sie wollte noch nicht wieder hinausgehen. Es waren so viele Menschen da, und sie hatte keine Lust, sich unter die Gäste zu mischen. Sie hatte sowieso keine Ahnung, warum sie zu dieser Eröffnung eingeladen worden war. Warum sollte sie auf der Gästeliste des »bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisses des Jahres« stehen, wie Genevieve Fox in den Nachrichten gesagt hatte? Sie hatte schon einem berühmten Rockstar die Hand geschüttelt, einem früheren Bürgermeister von New York und natürlich dem Sportler, der seine Frau ermordet hatte.

Es war überhaupt nicht gut, dass sie gerade vor all diesen Leuten in Tränen ausgebrochen war, auch wenn sie es nicht gemerkt hatten.

Nein, sie wollte jetzt lieber erst mal nicht wieder hinausgehen. Sie hatte keine Lust mehr, ihnen die Zukunft vorauszusagen. Allerdings hatte sie es sowieso nicht richtig gemacht. Die meisten Leute hatte sie einfach angelogen.

Jemand klopfte an die Tür ihrer Kabine.

»Meena?« Es war Schwester Gertrude. »Alles in Ordnung, meine Liebe?«

»Ja, mir geht es gut«, erwiderte Meena.

Wahrscheinlich war es falsch zu lügen, aber es war ja nur eine kleine Notlüge.

»Oh, gut«, sagte Schwester Gertrude. »Dann warte ich draußen.«

»Okay«, antwortete Meena. »Ich komme gleich.«

Meena hörte, wie sich die Schritte der Nonne auf dem Marmorboden entfernten. Ein paar Sekunden später war sie allein.

Sie seufzte erleichtert. Dann tastete sie nach dem Kreuz um ihren Hals. Es drückte ihr beinahe die Luft ab.

Wir sollten es bei dem professionellen Level belassen, oder?, hatte Alaric im Taxi gesagt.

Sie fuhr mit dem Finger über die glatte Oberfläche des Kreuzes. Warum hatte er es ihr überhaupt gegeben, wenn er sie so sehr hasste?

Wahrscheinlich wollte er es bloß vermeiden, zu viele Formulare ausfüllen zu müssen, wenn sie unter seinem Schutz getötet würde.

Es war dumm von ihr gewesen, dass sie nicht schon längst ein Kreuz getragen hatte. Allerdings war es ihr auch immer viel zu simpel vorgekommen.

Aber dann dachte sie an die Geschichte, die Bruder Henrique erzählt hatte. Alaric war offensichtlich der Meinung, dass sie dem armen Mädchen hätten helfen können, wenn der Priester nicht weggelaufen wäre.

Vielleicht lag ja doch Macht in uralten Symbolen.

Schaden konnte die Kette auf jeden Fall nichts.

Erneut klopfte es an die Kabinentür.

»Ich komme gleich«, rief Meena.

Sie konnte sich schließlich nicht ewig in einer Toilettenkabine einschließen, dachte sie. Irgendwann musste sie sich der Realität stellen.

Sie erhob sich und öffnete die Tür.

Vor ihr stand Mary Lou Antonescu.



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