Emphyrio by Vance Jack

Emphyrio by Vance Jack

Autor:Vance, Jack [Vance]
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-12-04T10:23:29+00:00


Kapitel Elf

Die Fahrt den Insse entlang war angenehm. Vollkommen geräuschlos glitten die Wagen der Oberbahn auf ihren magnetischen Feldern dahin; durch die Fenster war deutlich zu sehen, wie sich das Sonnenlicht auf dem Insse spiegelte. Von Zeit zu Zeit unterbrachen kleine Hecken die Szenerie oder Gruppen von Schwammbäumen und Schwarznetz. Auf der anderen Seite waren Weiden zu sehen, wo Biloa-Vögel Samen pickten.

Ghyl saß gedankenverloren in seinem Sitz. Es war an der Zeit, dachte er, seinen Horizont zu erweitern und neues Territorium für sich zu erschließen. Vielleicht war das auch der Grund dafür gewesen, warum er Floriels Einladung so bereitwillig angenommen hatte. Schute Cobol hätte sicher etwas dagegen… Einen Scheiß auf Schute Cobol! Wenn es doch nur leichter wäre, zu reisen und finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen…

Der Wagen hielt in Grigglesby. Ghyl stieg aus und nahm seine Tasche aus dem Auswurf. Was für ein wunderbares Fleckchen Erde! dachte er. Riesige Trauerapfelbäume ragten über die kleine Bahnhofshalle empor. Das Sonnenlicht strömte durch die gelb-grünen Wipfel, und die Luft war erfüllt von einem angenehmen Duft.

Ghyl wanderte über ein Polster aus alten Blättern am Ufer entlang. Am anderen Ufer paddelte ein dunkelhaariges Mädchen in einem Skiff träge den Fluss hinunter. Sie sah, dass Ghyl sie beobachtete, lächelte und winkte; dann trug sie die Strömung um eine Flussbiegung, in einen kleinen dunklen Seitenarm und außer Sichtweite. Es war, als wäre niemals ein dunkelhaariges Mädchen in einem weißen Kleid den Fluss hinuntergetrieben… Ghyl schüttelte den Kopf und grinste ob seiner eigenen Phantastereien.

Er setzte seinen Weg den Fluss entlang fort und erreichte schließlich ein Gerüst, das zu einem blassblauen Haus unter einem Wasserkirschenbaum hinaufführte.

Ghyl stieg über die gefährlich knirschenden Planken bis zu einer Art Veranda, von wo aus er den Fluss überblicken konnte. Hier saß Floriel in Shorts und neben ihm ein kühles, hübsches blondes Mädchen, das Ghyl als Sonjaly Rathe erkannte. Sonjaly nickte, lächelte und täuschte Enthusiasmus vor; Floriel sprang auf. »Du bist also endlich angekommen! Schön, dich zu sehen. Bring deine Tasche rein. Ich werde dir zeigen, wo du dein Zeug verstauen kannst.«

Floriel wies Ghyl ein kleines Zimmer mit Flussblick zu, über dessen Decke braun-gelbe Lichtstrahlen tanzten. Ghyl zog sich etwas Bequemeres an und ging wieder auf die Veranda hinaus. Floriel drückte ihm einen Becher Punsch in die Hand und deutete auf einen Liegestuhl. »Jetzt entspann dich einfach. Sei einmal so richtig faul. Das ist etwas, was ihr Empfänger einfach nicht kennt. Immer arbeitet ihr nur und zuckt jedesmal zusammen, wenn der Gildendelegierte mit seinem dreckigen Finger auf einen Fehler deutet. Für mich ist das nichts.«

»Für mich auch nicht«, seufzte Sonjaly, kuschelte sich an Floriel und warf Ghyl einen rätselhaften Blick zu.

»Mir ergeht es ähnlich«, gestand Ghyl. »Wenn ich doch nur wüsste, wie ich anders leben sollte.«

»Werde ein Nichtko.«

»Und was dann? Außer Holzschnitzen kann ich nichts. Wo oder wem sollte ich meine Arbeiten verkaufen? Sicher nicht der Gilde. Die kümmert sich nur um ihre eigenen Leute.«

»Es gibt da so gewisse Möglichkeiten; es gibt da so gewisse Möglichkeiten.«

»Ohne Zweifel. Aber ich will nicht stehlen.«

»Das hängt nur davon ab«, bemerkte Sonjaly in einem Tonfall, als feiere sie eine Liturgie, »von wem man stiehlt.



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