Ein Prinz für Norah by Valerie Parv

Autor:Valerie Parv [Parv, Valerie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733787301
Herausgeber: 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2015-04-25T16:00:00+00:00

7. KAPITEL

Während der Rückkehr zur Residenz schwieg Philippe beharrlich. Als Norah mit ihm schließlich allein im Chalet war und sie vor dem Schlafengehen zusammen noch etwas tranken, wie sie es sich in Chalong angewöhnt hatten, fragte Norah vorsichtig: „Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass ich das Fototeam für morgen zum Mittagessen eingeladen habe?“

Philippe presste die Lippen zusammen. „Es sind deine Freunde.“

Das waren sie nicht, aber Norah beließ es dabei. Natürlich hatte sie mit Robb Penrose gearbeitet, aber mehr war da nicht gewesen. Sie kannte die Clique, mit der er und Jinny Stuyvesant verkehrten. Der starke Alkoholkonsum und ihr freizügiger Lebensstil hatten Norah sogar während ihrer Zeit als Model nicht gefallen.

Wenn sie nicht insgeheim gehofft hätte, durch die unerwarteten Besucher eine Möglichkeit zur Flucht zu finden, hätte Norah sie gar nicht eingeladen. Robb hatte gesagt, sie würden Sapphan in zwei Tagen verlassen. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, sie hinauszuschmuggeln …

„Zeit zum Schlafengehen“, erklärte Philippe so unvermittelt, dass Norah zusammenzuckte.

„Wie bitte?“

„Du schläfst ja schon halb. Geh ins Bett, Norah“, sagte Philippe ruhig. Er sah, dass ihr das Blut in die Wangen schoss, und setzte hinzu: „Oder dachtest du, ich meinte, mit mir?“

„Natürlich nicht“, wehrte sie etwas zu heftig ab. Einen Augenblick hatte sie tatsächlich geglaubt …

Philippes Züge wurden weicher. „Ich bedaure es sehr, dich allein ins Bett zu schicken, doch leider muss ich noch eine Weile arbeiten. Aber ich werde nicht immer so beschäftigt sein, Norah, das verspreche ich dir.“

Betont unbekümmert erwiderte sie darauf: „Vielen Dank für die Gnadenfrist.“

Philippe zog eine Braue hoch. „Spar dir die Schau, meine Liebe. Vergiss nicht, wer dein Publikum ist.“

Wieder hatte Philippe sie durchschaut. Kaum zu glauben, wie gut er sie nach der kurzen Zeit bereits kannte! Ein Grund mehr, zu versuchen, so schnell wie möglich von hier wegzukommen …, solange es ihr noch möglich war.

Energisch stand Norah auf. „Also dann, gute Nacht. Und danke für die Theatervorführung.“

Philippe neigte den Kopf. „Es war mir ein Vergnügen.“

Plötzlich hatte Norah es eilig, in ihr Zimmer zu kommen. Sie hörte Philippe die Tür zu seinem Arbeitszimmer hinter sich schließen. Dort verbrachte er die meisten Abende. Norah fand es erstaunlich, dass er sich heute einige Stunden Entspannung gegönnt hatte.

Sein Schlafzimmer befand sich auf dem Weg zu ihrem. Norah blieb vor seiner Tür stehen. Wenn sie sich mit dem Fototeam aus dem Staub machen wollte, brauchte sie ihren Pass, den Philippe immer noch besaß, seit er ihn ihr im Tempel abgenommen hatte. Wachhund Alec, der sich ständig in ihrer Nähe aufhielt, hatte sich kurz nach der Rückkehr zur Residenz zum Schlafen zurückgezogen. Jetzt bot sich ihr eine einmalige Gelegenheit, den Pass unbemerkt wieder an sich zu nehmen.

Dennoch zögerte Norah auf der Schwelle. Dies war Philippes Reich, und sie kam sich wie ein Eindringling in seine Privatsphäre vor. Doch dann öffnete sie entschlossen die Tür. Der Raum war holzgetäfelt und hatte eine unverkennbar männliche Note.

An einer Wand befanden sich begehbare Schränke und eine kunstvoll geschnitzte Kommode, auf der eine Ledermappe lag. Gespannt trat Norah näher. Die Mappe war von gerahmten Fotos umgeben.

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