Ein letzter Tanz by Lennox Judith

Ein letzter Tanz by Lennox Judith

Autor:Lennox, Judith
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-10-07T00:00:00+00:00


13

September 1939

DIE ERSTE VERÄNDERUNG tritt mit dem Einzug einer ganzen Jungenschule aus Enfield in Nordlondon ein, die zwei Tage nach Kriegsausbruch evakuiert worden ist. Die Jungen, zwischen sieben und dreizehn, werden in den Dachkammern einquartiert, in denen früher einmal die Dienstboten untergebracht waren. Die Lehrer, denen die Tudorzimmer zugewiesen werden, müssen zu zweit oder zu dritt in einem Raum zurechtkommen. Der Rittersaal, die Bibliothek und die modernen Wohnzimmer dienen als Unterrichtsräume.

Jungen rutschen die Treppengeländer hinunter und poltern durch die Dachböden. Sie machen Spiele im Garten und gehen zum Schwimmen im Badebecken an der Bucht, solange das Wetter noch schön ist. Die Jüngeren unternehmen mit ihren Lehrern Streifzüge durch die Umgebung, die Älteren schickt man auf Querfeldeinläufe, die sie an gepflügten Feldern und Schafherden vorbeiführen. Bauern schimpfen, wenn sie vergessen, die Gatter wieder zu schließen. Die weniger Sportlichen keuchen und pusten, wenn sie die schmalen steinigen Fußwege hinaufgejagt werden.

Zurzeit herrscht Ruhe: Noch fallen keine Bomben auf London, und der Schulleiter überlegt, ob er mit seinen Schützlingen nicht in die Stadt und die Zivilisation zurückkehren soll. Eltern beschweren sich über die Unterrichtsstörung und die lange Reise hinunter nach Devon. Dann jedoch wird das Schulgebäude in Enfield beschlagnahmt, und eine Rückkehr ist nicht möglich. Lehrer und Schüler sind zum Bleiben verdammt. Sarah sorgt jeden Abend für die Verdunkelung, und zwei ältere Schüler erhalten den Auftrag, das Haus zu kontrollieren und zu prüfen, ob irgendwo ein Lichtschimmer zu sehen ist. Mrs. Satterley, in ständigem Krieg mit der Köchin, die mit den Schülern gekommen ist, kocht riesige Mengen Makkaroni mit Käse und Shepherd’s Pie.

April 1940: Der Krieg, der bisher vor allem in Osteuropa geschwelt hat, flammt jetzt auf. Norwegen und Dänemark werden besetzt. Im Mai kommen fast tausend Menschen bei einem Luftangriff auf Rotterdam ums Leben. Am nächsten Morgen erfolgt die Kapitulation der armen, überrannten Niederlande. Die deutschen Truppen rücken in Eilmärschen über Belgien nach Süden vor und kesseln das französische Heer und das britische Expeditionskorps im Nordwesten Frankreichs ein. Erschöpft und vom Ertrinken bedroht, taumeln die Reste der alliierten Einheiten vor Dünkirchen durch das Wasser, um sich einen Platz auf einem der rettenden britischen Schiffe zu sichern. Zu der Flotte gehören auch Schiffe aus Dartmouth, Fähren und Vergnügungsdampfer, die die Männer über den Kanal bringen.

Devlin holt für den Fall einer Invasion seine Armeepistole aus dem Safe. Er und Philips durchsuchen Stallgebäude, Keller und Dachböden nach Waffen. Auf den Rasenflächen von Rosindell marschieren Männer der Home Guard auf und ab, mit Flinten, Heugabeln und einer sogar mit einem antiken Säbel ausgerüstet.

Nach zwei Monaten erbitterter Luftkämpfe siegt die Royal Air Force in der Luftschlacht um England, und die Möglichkeit einer Invasion ist abgewendet, zumindest fürs Erste. Ein Bombenhagel geht auf London nieder, und eine Gruppe junger Mütter mit Säuglingen, die aus dem East End geflohen sind, wird irgendwie noch im neuen Teil von Rosindell untergebracht. Die Mütter beschweren sich über die Langeweile auf dem Land, wo es keine Läden und keine Kinos gibt, nur öde Landschaft und Natur. Die Tage, trübselig vor lauter Grünzeug und tropfnasser



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