Eddie Flynn 03 - Liar by Cavanagh Steve

Eddie Flynn 03 - Liar by Cavanagh Steve

Autor:Cavanagh, Steve [Cavanagh, Steve]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2023-05-16T00:00:00+00:00


Fünf Minuten später saßen Richterin und Geschworene auf ihren Plätzen, und ich war wieder bei der Arbeit.

»Mrs Howell, Ihr Mann war an diesem Ort in Virginia, um das Grab seiner ersten Frau zu besuchen, stimmt das?«, fragte ich.

Sie wirkte entspannter. Vielleicht wusste sie, dass sie mit ihrer Aussage schon ein paar gute Treffer gelandet hatte und sich keine Sorgen mehr machen musste.

»Ich weiß nicht genau. Kann sein«, sagte Susan.

»Er ist jedes Jahr dorthin gefahren, zum Jahrestag ihres Todes. Erinnern Sie sich nicht?«

»Wie ich schon sagte, kann sein, kann auch nicht sein. Ich war nicht dabei.«

»Ganz genau. Sie waren nicht dabei. Mrs Howell, Sie können also nicht mit Sicherheit sagen, warum Ihr Mann dort war und was er dort gemacht hat, richtig?«

»Richtig«, sagte sie.

Ich wagte nicht, weiter zu fragen. Nachdem King mir diese Falle gestellt hatte, konnte ich nicht sagen, was mir da noch so drohte. Ich beschloss, das Kreuzverhör zu beenden, und entließ Mrs Howell aus dem Zeugenstand, bevor sie noch mehr Schaden anrichten konnte.

»Keine weiteren Fragen an diese Zeugin«, sagte ich.

Susan stand auf, und als sie vom Zeugenstand herabstieg, blieb ihr Blick an Howell hängen. Es fiel mir schwer, diesen Blick klar zu deuten. Vermutlich war es eine Mischung aus Siegesgewissheit und Verbitterung darüber, dass er sie nun endlich durchschaut hatte – bis in ihr Innerstes. Die Hässlichkeit im Herzen einiger Menschen ist ihr bestgehütetes Geheimnis – andere sollen nichts von dem Ungeheuer wissen, das in ihnen lauert.

»Wie konntest du?«, sagte Howell. Er rief es nicht. Sagte es nur gerade so laut, dass die Geschworenen es hörten.

Seine Frau nahm die Hand vor den Mund, und erst dachte ich, sie müsste sich das Lachen verkneifen. Nein, sie wollte nur sichergehen, dass die Geschworenen sehen konnten, wie sehr Howells Worte sie trafen.

»Halt dich zurück«, flüsterte ich.

Die Richterin nahm Howell ins Visier, bereit, weitere Ausbrüche zu unterbinden.

»Caroline hat dich immer gehasst«, sagte er.

Darauf sank Susan auf die Knie und heulte auf, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Ich hörte ein Aufstöhnen unter den Geschworenen und ein Wispern. Das Wispern kam vermutlich von Talentsuchern fürs Fernsehen, die ihre Vorstellung bewunderten.

Die Richterin machte dem ein Ende. »Mr Howell, Sie haben einen Verteidiger, der Sie vor diesem Gericht vertritt. Sprechen Sie nicht, es sei denn mit Ihrem Anwalt. Ich werde nicht zulassen, dass in meinem Gericht jemand beschimpft wird. Das ist Ihre zweite Verwarnung. Noch so ein Ausbruch und ich lasse Sie aus dem Saal entfernen, und der Prozess wird ohne Sie weitergehen. Haben Sie mich verstanden?«

Er sagte nichts. Starrte Richterin Schultz nur an. Stille breitete sich aus, berührte jeden im Raum. Howells Blick war woanders, verloren in einer Welt der Qualen, die ihm kein Mensch nehmen konnte. Aus den Augen der Richterin sprach Mitgefühl. Sie sah, dass dieser Mann den wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren hatte – und dass dieser Schmerz ihn in den Wahnsinn trieb.

»Lenny, lass es gut sein«, sagte ich.

Er senkte seinen Blick, und wieder wollten ihm die Tränen kommen. Er hielt sie zurück. Da war noch so etwas wie Entschlossenheit zu erkennen, und ich hoffte, sie würde reichen, dass er durchhielt.



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