DUNKEL: Thriller (Die HULDA Trilogie 1) (German Edition) by Jónasson Ragnar

DUNKEL: Thriller (Die HULDA Trilogie 1) (German Edition) by Jónasson Ragnar

Autor:Jónasson, Ragnar [Jónasson, Ragnar]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb Verlag
veröffentlicht: 2020-04-30T16:00:00+00:00


XXII I

Hulda saß schon mehrere Minuten in ihrem Wagen vor der Polizeistation, brachte jedoch nicht den Mut auf hineinzugehen, weil sie die Begegnung mit Magnús scheute. Nicht, dass sie irgendetwas bereute. Es war richtig, Elenas Tod noch einmal genauer zu untersuchen, und sie hatte nicht vor, kampflos aufzugeben. Der Besuch bei Áki war ebenfalls notwendig gewesen; vielleicht hätte sie weniger übereilt vorgehen und erst ein paar Hintergrundinformationen einholen sollen. Aber wegen der Deadline, die sie sich für die Lösung des Falles gesetzt hatte, stand sie unter Druck.

Ohne darüber nachzudenken, hatte sie ihr Handy aus der Tasche gezogen und Péturs Nummer gewählt. Er ging sofort dran.

»Hulda«, sagte er fröhlich. »Ich habe auf deinen Anruf gewartet.«

Pétur schien stets gut gelaunt zu sein, immer positiv, ein sonniges Gemüt. Ja, sie mochte ihn wirklich. Wie konnte man jemanden wie ihn nicht mögen?

»Oh«, sagte sie und bedauerte ihre wortkarge Erwiderung sofort, die mehr ihrer Überraschung geschuldet war als absichtsvoller Unhöflichkeit.

»Ja, ich dachte, wir könnten uns heute Abend wieder treffen. Ich wollte anbieten, uns etwas zum Abendessen zu kochen.«

»Das wäre sehr schön«, erwiderte Hulda, weil das helle Abendlicht sie für einen Moment vergessen ließ, dass die Abendessenszeit lange vorbei war. »Ich meine … Das wäre schön gewesen.«

»Lass es uns trotzdem machen. Ich kann immer noch für dich kochen. Ich hab alle Zutaten da, unter anderem eine schöne Lammkeule, die ich auf den Grill legen könnte, bis du kommst … Es sei denn, du hast schon gegessen«, fügte er hinzu.

»Was? Nein, nein, habe ich nicht.« Der Hotdog zählte nicht. »Ich, ähm, freue mich.«

Wegen des bevorstehenden Gesprächs mit Magnús war sie kurzatmig und hoffte, dass Pétur es nicht bemerkte und anfing, Fragen zu stellen. Aber die Aussicht, ihn wiederzusehen, wärmte sie von innen, wie sie sich eingestehen musste. Sie brauchte jemanden zum Reden, über Elena und ihren Fall, über ihre bevorstehende Pensionierung. Und dann waren da noch all die anderen Dinge, die sie ihm würde erzählen müssen.

»Fantastisch. Bist du schon auf dem Weg? Wann kannst du hier sein?«

»Ich muss erst noch im Büro vorbeischauen. Aber es dauert nicht lange.« Hoffte sie zumindest .

Der Flur zu Magnús’ Büro war ihr noch nie so endlos vorgekommen. Die Tür stand offen, und als sie gerade anklopfen wollte, um sich anzukündigen, hob er den Blick. Er hatte die Brauen krausgezogen, und sie konnte ihm sofort ansehen, dass dies eine unangenehme Unterhaltung werden würde. Sie hatte das mulmige Gefühl, dass er an diesem schönen Frühlingsabend nur ihretwegen im Büro geblieben war. Was um alles in der Welt hatte sie verkehrt gemacht? Hätte sie seine explizite Erlaubnis einholen müssen, die Ermittlung wieder aufzunehmen? Oder hatte Áki sich über sie beschwert? Sie konnte sich gut vorstellen, dass ein Mann wie er einflussreiche Freunde an entscheidenden Stellen hatte.

»Setzen Sie sich«, bellte Magnús.

Normalerweise hätte sie an seinem Ton Anstoß genommen, doch sie war so eingeschüchtert, dass sie widerspruchslos auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch rutschte. Bis jetzt hatte sie noch nicht einmal den Mund aufgemacht.

»Haben Sie heute am frühen Abend Áki Ákason besucht?«

Sie nickte. Jeder Versuch, es zu leugnen, wäre zwecklos.



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