Draußen im Moor by Sandra Greaves

Draußen im Moor by Sandra Greaves

Autor:Sandra Greaves
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2015-07-08T07:23:09+00:00


17

Matt

Mum hatte aus Exeter angerufen, um uns zu sagen, dass sie fast da sei. Und natürlich brachte sie Paul mit. Ich wusste, was mich erwartete. Mum würde mich anschreien, weil ich mit dem Boot rausgefahren war. Darauf konnte ich echt gut verzichten.

Gabe hatte mich auch schon abgepasst. Als ich in den vorderen Hof hinauskam, stieg er gerade vom Traktor herunter.

»Na, wieder zurück, Matt Crimmond?«, sagte er.

Ich spielte den Coolen. »Scheint so«, antwortete ich herablassend.

Gabe lächelte, aber nur mit einem Mundwinkel. »Hab’s dir ja gleich gesagt, aber du wolltest nicht hören. Du kannst nicht weglaufen, Junge – nicht davor. Weder zu Land noch zu See.«

Wo hatte er dieses ganze Zeug nur her? Mir schoss ein gruseliger Gedanke durch den Kopf. Vielleicht hatte Gabe mir die Brachvögel selbst auf den Hals gehetzt?

»Aber warum?«, fragte ich. »Und warum ausgerechnet ich?«

»Nicht nur du, Matt Crimmond«, antwortete Gabe. »Niemand kann wissen, hinter wem Old Scratch her ist, wenn er seine Boten versammelt. Der findet immer seine Opfer. Wittert böses Blut wie Aas, das ist ihm Speis und Trank. Und wenn ihm der Sinn danach steht, schickt er den Gabbleratchet. Aber über den Hof hier ist schon genug Unheil hereingebrochen. Vor langer Zeit schon. Ich weiß, wovon ich rede.«

Na toll. Und woher nahm er all sein Wissen? Ich fragte ihn nicht danach. Wozu sollte ich mir noch mehr Angst einjagen lassen? Mir reichte es.

»Tut mir leid, aber ich hab’s eilig, Gabe«, sagte ich. »Meine Mum kommt bald.«

Er nickte.

»Dann mach ich mich jetzt rar«, brummte er. »Wird mich nicht sehen wollen, deine Mum. Muss auch sowieso nach Hause. Mir ist da was eingefallen, womit sich das Unheil vielleicht noch aufhalten lässt.«

Mach, was du willst, dachte ich. Mir blieb keine Zeit mehr, über Gabes Worte nachzugrübeln, denn im nächsten Moment hörte ich einen Wagen in den Hof fahren. Mum und Paul waren gekommen. Wo zum Teufel steckte Tilda? Der Gedanke, dass sie gleich auf Mum treffen würde, machte mich nervös – so wie Tilda sich über den Hof aufgeregt hatte, würden wahrscheinlich die Fetzen fliegen.

Aber es kam ganz anders. Am Ende ging nicht Tilda an die Decke, sondern ich.

Die ersten fünf Minuten mit Mum waren der Horror. Sie wusste nicht, ob sie mich anbrüllen oder umarmen und an sich drücken sollte, bis mir die Luft wegblieb – und deshalb machte sie beides. Es war oberpeinlich. Kitty stand da und starrte uns mit großen Augen an, während Onkel Jack diskret wegschaute.

Paul hielt sich im Hintergrund. Er trug eine schlabbrige Cordhose und ein Holzfällerhemd, vermutlich seine Vorstellung vom Country-Look. Normalerweise läuft er in piekfeinen Anzügen herum, aber hier wollte er offenbar auf Landleben machen, dieser Idiot. Seine Haare waren superkurz geschnitten, womit er die kahle Stelle jedoch nicht kaschieren konnte. Aber wenigstens mischte er sich nicht ein. Er sagte nur, wie froh er sei, dass ich heil zurückgekommen war, und dabei beließ er es. Ich ignorierte ihn. Zum Glück machte Kitty dieser rührenden Szene ein Ende, indem sie uns alle in die Küche schleppte, wo eine Schokoladentorte auf die Gäste wartete.



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