Drachenbanner: Ein Waringham-Roman (German Edition) by Rebecca Gablé

Drachenbanner: Ein Waringham-Roman (German Edition) by Rebecca Gablé

Autor:Rebecca Gablé [Gablé, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2022-09-12T22:00:00+00:00


Dritter Teil

1258–1259

»Ich fürchte Donner und Blitz über die Maßen, aber bei Gott, Simon de Montfort fürchte ich mehr als allen Donner und alle Blitze der Welt.«

König Henry III., 1258

London, Februar 1258

»Bedric? Wo reitest du hin?«, fragte Guy de Montfort.

»In die Stadt.« Bedric stand mit seinem Apfelschimmel an der Rechten unter dem überhängenden Strohdach des Stallgebäudes und schaute ohne allen Enthusiasmus auf die kleinen Sturzbäche, die von der Traufe in die schlammigen Pfützen des Innenhofs plätscherten.

»Kann ich mitkommen?«

Bedric schüttelte den Kopf. »Sieh dir das Wetter an, Guy.«

»Das ist mir doch egal«, verkündete der Vierzehnjährige in dem verächtlichen, herausfordernden Tonfall, den er sich neuerdings angewöhnt hatte. Vornehmlich, um sich gegen seine älteren Brüder zu behaupten, doch er erprobte ihn auch bei Erwachsenen.

»Da bin ich sicher«, gab Bedric zurück, und weil es sich nicht länger aufschieben ließ, führte er den Gaul in den Regen hinaus und saß eilig auf, ehe der Sattel völlig durchnässt werden konnte. »Die Antwort ist trotzdem Nein. Ich nehme an, du hast gehört, dass in London eine Seuche ausgebrochen ist, oder? Also wozu willst du dich einem Risiko aussetzen? Für das Vergnügen, bis auf die Haut durchnässt zu sein, ehe du das Stadttor erreichst?«

»Aber jede Wette, dass Harry und Sy trotzdem in die Stadt geritten sind«, konterte Guy. Zorn funkelte in den grauen Augen, die er von seinem Vater geerbt hatte, genau wie das glatte schwarze Haar.

Und er hatte vollkommen recht. Nur deswegen hatte Bedric ja das zweifelhafte Vergnügen, trotz dieser Sintflut nach London zu reiten: Lord Simon hatte ihn gebeten, seine unternehmungslustigen Söhne aufzuspüren und zurückzubringen.

»Was nur wieder einmal beweist, dass sie nicht sonderlich viel Verstand besitzen«, erwiderte er. »Im Gegensatz zu dir. Wo steckt Amaury?«

Guy tat einen tiefen Seufzer. »Mit Vater Roger in der Bibliothek.«

Die Montforts residierten als Gäste im Londoner Palast des Bischofs von Durham. Der Bischof war alt und krank und trat deswegen nur noch selten die weite Reise von Durham hierher an. Sein Palast verfügte über eine enorme Büchersammlung, und man brauchte ein Stemmeisen, um Amaury de Montfort aus dieser Bibliothek zu holen. Mit sechzehn war er der Bruder, der Guy im Alter am nächsten stand, doch Amaury bereitete sich auf seine Priesterweihe vor und hatte weder Zeit noch sonderlich viel Geduld für seine Brüder. Roger of Waringham war sein Tutor. Nachdem Robert Grosseteste, der alte Bischof von Lincoln, gestorben war, hatte Roger seine eigenen Ambitionen auf ein Bischofsamt ohne jedes Bedauern begraben und war stattdessen in Simon de Montforts Haushalt eingetreten.

»Es wird dich nicht gleich umbringen, Amaury und Vater Roger ein, zwei Stunden Gesellschaft zu leisten und die Nase in ein gelehrtes Buch zu stecken«, mutmaßte Bedric, schlang den guten Mantel fester um sich und zog die Kapuze tief ins Gesicht. »Und wenn ich zurück bin, bringe ich dir bei, wie man einen Stamm entrindet, ehe man einen Bogen daraus macht.«

Erwartungsgemäß hellte Guys Miene sich auf. »Einverstanden!«

Der Bischofspalast lag zwischen London und Westminster am Fluss. Bedric verließ die großzügige Anlage durch das Haupttor und bog nach rechts auf die breite Straße ein, welche



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