Profit by Morgan Richard

Profit by Morgan Richard

Autor:Morgan, Richard [Richard, Morgan,]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-08T16:17:45.031000+00:00


Sie begann ihm die Sache darzulegen. Nach weniger als einer Minute unterbrach er sie lautstark.

»Das kann nicht dein Ernst sein, Carla. Das ist kein Ausweg.«

»Chris, bitte, hör mir erst mal zu.«

»Ein Scheißombudsmann. Für was hältst du mich, einen Sozialisten? Einen Scheißverlierer? Diese Leute sind…«

Er gestikulierte, fassungslos über diese Ungeheuerlichkeit, suchte nach Worten. Carla verschränkte die Arme und sah ihn an.

»Sind was? Gefährlich? Möchtest du mir noch mal erzählen, wie ihr letztes Wochenende drei unbewaffnete Männer in den Zonen ermordet habt?«

»Das war Abschaum, Carla. Bewaffnet oder nicht.«

»Und die Autodiebe, im Januar? Waren die etwa auch Abschaum?«

»Das…«

»Und die Leute in dem Cafe in Medellin?« Ihre Stimme wurde wieder lauter. »Die Leute, die du in der Kambodscha-Ausscheidung getötet hast. Isaac Murcheson, von dessen Tod du ein Jahr lang jede Nacht geträumt hast. Und du hast die gottverdammte Stirn, mir zu erzählen, die Ombudsmänner seien gefährlich?«

Er hob die Hände. »Das hab ich nicht gesagt.«

»Du wolltest es gerade.«

»Woher willst du wissen, was ich sagen wollte«, wand er sich. »Ich wollte sagen, dass diese Leute, äh, das sind Verlierer, Carla, die sich gegen die Entwicklung stellen, gegen die Globalisierung, gegen den Fortschritt, um Gottes willen.«

»Ist das Fortschritt?«, fragte sie, plötzlich ganz ruhig. »Balkanisierung und Gemetzel in der Welt draußen und der freie Markt, der sich über die Knochen hermacht, eine Wirtschaft, die einen Großteil der Menschen an der Armutsgrenze leben lässt, und Gladiatorenkämpfe auf den Straßen zu Hause. Das soll Fortschritt sein?«

»Du redest wie dein Vater.«

»Nein, verdammt noch mal, Chris, ich rede wie ich. Glaubst du, ich hätte keine eigene Meinung? Glaubst du, ich hätte keine Augen im Kopf und könnte nicht selber sehen, was los ist? Glaubst du, ich würde die Folgen nicht in meinem eigenen Leben spüren?«

»Du brauchst nicht…«

»Weißt du, in Norwegen, wenn ich da erzähle, wo ich lebe, wo ich freiwillig lebe, dann schauen mich die Leute an, als sei ich moralisch behindert. Und wenn ich dann noch erzähle, womit mein Mann seinen Lebensunterhalt verdient…«

»O ja, natürlich.« Er rückte von ihr weg, so weit das im eng umgrenzten Innern des Wagens möglich war. Draußen neben seinem Fenster fegte der Wind über die Böschung, drückte das lange Gras platt. »Jetzt geht das wieder los.«

»Chris, hör mir zu.« Eine Hand auf seiner Schulter. Er schüttelte sie wütend ab.

»Du musst mal für eine Weile außerhalb stehen. Das hab ich gemacht, als ich in Tromsö war. Du musst das Ganze von draußen betrachten, um es zu begreifen. Du bist ein bezahlter Killer, Chris. Ein Auftragsmörder, ein Diktator im Grunde genommen.«

»Oh, also wirklich…«

»Echevarria, stimmt’s? Du hast mir von Echevarria erzählt.«

»Was ist mit ihm?«

»Du redest über ihn, als würdest du ihn hassen. Als sei er ein Ungeheuer.«

»Das ist er wohl auch, Carla.«

»Und wo liegt der Unterschied zwischen euch beiden? Jede Gräueltat, die er begeht, wird von dir abgesegnet. Du hast mir von der Folter erzählt, den Menschen in den Polizeizellen und den Leichen auf den Müllhalden. Du hast die Leute dort hingebracht, Chris. Du hättest die Elektroden genauso gut auch selber anlegen können.«

»Das ist nicht fair. Echevarria gehört mir nicht.



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