Die Wachsmalerin: Das Leben der Madame Tussaud (German Edition) by Sabine Weiß

Die Wachsmalerin: Das Leben der Madame Tussaud (German Edition) by Sabine Weiß

Autor:Sabine Weiß [Weiß, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: 18. Jahrhundert, Paris, eBooks, Madame Tussaud, Franzoesische Revolution, Biografie, historisch, Wachsfiguren
ISBN: 9783958244337
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2016-04-03T22:00:00+00:00


Kapitel 11

Fertig!« Laure warf die letzte Schaufel Sand in die Schubkarre und stützte sich dann auf den Griff ihres Spatens. Marie pustete eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und nahm die Griffe der Schubkarre erneut in die Hand. »Aber wenn du wiederkommst, machen wir Pause, abgemacht?«, rief Laure ihr hinterher.

»Abgemacht!«, rief Marie zurück.

Wenig später saßen sie auf dem Marsfeld und ließen sich ein Stück Brot schmecken.

»Was hat es eigentlich mit den Broschüren auf sich, die überall bei euch rumliegen?«, fragte Laure kauend.

»Die Dienste des Sieur Curtius? Darin hat mein Onkel Dokumente veröffentlicht, die beweisen, was für eine wichtige Rolle er bei der Erstürmung der Bastille gespielt hat«, erklärte Marie.

»Aber warum? Er wurde doch im Juni ganz offiziell zum ›Sieger der Bastille‹ ernannt.«

Marie lächelte. Mit stolzgeschwellter Brust war er an diesem Tag in das Atelier gekommen und hatte das offizielle Zertifikat der Nationalversammlung, das Abzeichen sowie das Gewehr und das Schwert mit einer Aufschrift, die ihn als Sieger der Bastille würdigte, vorgezeigt. »Er meint, diejenigen, die nicht dabei waren, betrachten die Eroberer mit Neid. Als bekannt wurde, dass die Eroberer beim Fest der Föderation zum Jahrestag des 14. Juli 1789 einen Ehrenplatz erhalten sollten, gab es doch beinahe einen Aufstand, hast du das nicht mitbekommen? Erst als sie zum Bürgermeister gingen und auf diese Ehre verzichteten, ist wieder Ruhe eingekehrt.«

Den Grund für Curtius' Wunsch, seinen Einsatz für die Revolution so genau wie möglich zu dokumentieren, wollte Marie ihrer Freundin lieber nicht nennen. Ihr Onkel hatte den Eindruck, dass Ausländer – und lebten sie noch so lange in Frankreich – misstrauisch beäugt wurden, deshalb versuchte er immer wieder, seinen Patriotismus zu beweisen. Ob im Jakobinerclub, als Hauptmann der Jäger der Nazareth-Kaserne oder in der Nationalversammlung, deren Sitzungen er oft von der Zuschauerbank aus verfolgte. Und Curtius sorgte sich auch um Marie. Deshalb sollte sie bei der Gestaltung des Marsfeldes für das Föderationsfest helfen, besser konnte man seinen Patriotismus im Moment nicht unter Beweis stellen.

In nur drei Wochen musste das Marsfeld, ein großer offener Exerzierplatz, hergerichtet werden, denn am 14. Juli sollten sich hier die Mitglieder des Dritten Standes, der Klerus und die Aristokratie zum gemeinsamen Wohle feierlich verbünden. Seitdem waren die Bewohner der Stadt von einem patriotischen Fieber befallen. Man schätzte, dass einhundertfünfzigtausend Bürger aller Klassen, jeglichen Alters und Geschlechts zupackten, um die Erdwälle aufzuwerfen, auf denen die Zuschauer Platz finden sollten. Frauen von gehobenem Stand arbeiteten neben Mönchen, Marktweiber neben Soldaten. Kokarden zeigten die verschiedenen Gewerbe der Handwerker an. »Buchdruck, die erste Fahne der Freiheit« stand auf denen der Drucker, »Zittert, Aristokraten, hier sind die Metzgerburschen« lautete die Aufschrift auf der Kokarde der Metzger. Sogar der König hatte zum Spaten gegriffen.

Marie packte wieder ihre Schubkarre. Laure hatte jetzt Kies hineingeschaufelt, der die Oberfläche des Platzes befestigen sollte. Marie stieß die Karre an und ließ ihren Blick immer wieder über die Szenerie schweifen. Überall zogen Vertreter der Pariser Sektionen umher, schwenkten Flaggen und Banner. Sie wurden von Trommlern begleitet, die mit ihren Rhythmen den Arbeitenden neuen Schwung gaben. Maries Herz hob sich, dieser Anblick gab ihr neue Kraft.



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