Die Tote Nr. 12 by Patterson James

Die Tote Nr. 12 by Patterson James

Autor:Patterson, James [Patterson, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Limes
veröffentlicht: 2015-07-31T00:00:00+00:00


57Um Punkt neun am nächsten Morgen saßen Joe, Julie und ich in Dr. Gordons Praxis. Ich sah hinab auf das niedliche Gesicht meines Babys und hoffte auf ein Lächeln, auf ein winziges Zeichen, das mich sagen ließ: »Es geht ihr gut.«

»Ich bin mit den Ergebnissen des Bluttests nicht sonderlich zufrieden«, sagte Dr. Gordon.

Ich versuchte, ihre undurchdringliche Miene zu durchschauen. Dabei wurde mir klar, dass Dr. Gordon jünger war als ich. Und das machte mich zunächst einmal unruhig. Hatte sie überhaupt genügend Erfahrung, um Julie helfen zu können? War sie wirklich die beste Ärztin der Welt?

»Was ist denn mit ihrem Blut? Was stimmt denn da nicht?«

»Ihre weißen Blutkörperchen weisen eine normabweichende Formung auf.«

Abnormale Blutkörperchen? Ich krallte mich mit beiden Händen am Schreibtisch fest, als würde ich sonst sofort abheben und wie eine Rakete in den Himmel schießen. Noch nie im Leben hatte ich so furchterregende Worte gehört.

»Was meinen Sie denn damit?«, wollte ich wissen.

Joe schirmte die Kleine vor mir und den Worten der Ärztin ab. Leise sagte er: »Was könnte das im schlimmsten Fall bedeuten?«

Dr. Gordon erwiderte: »Wir sollten uns nicht mit dem schlimmsten Fall beschäftigen. Noch sind wir nicht an diesem Punkt, noch lange nicht. Ich möchte Julie gerne ins Krankenhaus einweisen und sie dort gründlich untersuchen lassen. Ich glaube, dass es sich um eine Infektion handelt, aber ich würde gerne eine zweite Meinung dazu einholen.«

»Eine Infektion? So wie eine Grippe? So etwas in der Art?«, hakte ich nach, während mein starrer Griff um die Schreibtischkante sich ein klein wenig lockerte.

»Ich denke, ja. Aber ich würde sie gerne von einem Kollegen untersuchen lassen. Hören Sie, Lindsay: Sie nimmt nicht zu. Sie bekommt immer wieder hohes Fieber. Das kann alles ganz harmlose Ursachen haben, es könnte aber auch sein, dass sie sich während der Entbindung bei einem der Feuerwehrleute etwas eingefangen hat. Aber das ist reine Spekulation. Darum möchte ich, dass wir sie umfassend testen und untersuchen. Wir sollten keine Möglichkeit außer Acht lassen – Röntgenaufnahmen, Gewebeproben, das volle Programm.«

»Oh, mein Gott«, rief ich. »Wir reden hier nicht über eine Grippe. Sie glauben, dass sie etwas anderes hat. Was? Was glauben Sie?«

Joe versuchte, mich zu beruhigen, und legte die Hand auf Julies Köpfchen.

Dr. Gordon sagte: »Wenn Sie mich das nächste Mal fragen, dann kann ich Ihnen eine umfassende Antwort auf Ihre Frage geben, das verspreche ich Ihnen. Das California Women’s Hospital hat eine sehr schöne Kinderstation. Ich finde, dort sollten Sie Julie jetzt hinbringen, und zwar sofort.«

Wochenlang hatte ich mir Sorgen gemacht, und jetzt dachte ich, dass wir all diese Wochen vergeudet hatten, dass wir uns noch mehr um eine wirklich verlässliche Diagnose hätten bemühen müssen.

Ich machte mir selbst Vorwürfe, weil ich mich nicht gleich durchgesetzt und Julie schon beim ersten Fieberschub ins Krankenhaus gebracht hatte. Ich hätte meinem Instinkt folgen sollen. Das wäre das Richtige gewesen.

»Wir sehen uns dann gleich in der Aufnahme«, sagte Dr. Gordon.

Ich hielt die Kleine fest im Arm, während Joe am Steuer saß. Er wirkte erschöpft. Grau. »Wir gehen der Sache auf den Grund, Linds. Sehr gründlich.



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