Die schlimmen Nonnen von Poitiers by Felix Dahn

Die schlimmen Nonnen von Poitiers by Felix Dahn

Autor:Felix Dahn [Dahn, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-08-08T16:00:00+00:00


Fünfzehntes Kapitel

Groß war am andern Morgen König Childiberts Erstaunen, als auf seine höchst ungnädige Botschaft hin, die Herzog Rauching noch ungnädiger ausrichtete, Chrodieldis sofort ihre Unterwerfung unter des Königs Gebot erklärte.

Sein Wort brechen? Er hätte es gern getan! Weniger das Gewissen, die Furcht vor König Guntchramn, seinem Oheim, hielt ihn ab. Doch gedachte er, wenigstens die beiden Alemannen zu deren Vater heimzuschicken. Eifersucht hatte ihn erfaßt. Entgingen ihm, dem König, die schönen Bäslein, so sollten andere gewiß nicht … Bald nachdem er dies zu wissen getan, kam der Priester Theutar in sein Gemach mit einem Gesicht, das war noch viel verlegener, furchtsamer und blöder als sein gewöhnliches.

»Was willst du?« fuhr ihn der König an.

»Eines bisher braven Mägdeleins Schwäche beklagen! Ich, ein Priester des Herrn, ich sollte nicht solche Botschaft tragen. Es ist«, seufzte er, »wie Kuppelei.«

Hoch horchte der Königsknabe auf. »Welches Mädchen?«

»Basina ist es – leider!« fuhr der stöhnend fort.

»Ei, bei Frau Abundia! Die ist noch viel lieblicher als … Was will das süße Kind?«

»Sie bereut, daß sie so unartig gegen ihren lieben Vetter und König war. Tief hat sich sein Bild ihr eingeprägt. Und sie bittet, Abschied nehmend von diesem Bild, ihm den versagten Kuß geben zu dürfen.«

»Oh, der Engel! Wo ist sie?«

»Schon draußen!«

»Führ sie herein! Rasch! Und geh.«

»Gleich! Aber …«

»Was noch!«

»Dafür bittet sie, daß die beiden Schwaben die Reise nach Poitiers begleiten dürfen.«

Der Knabe verzog den Mund! »Das ist mir nicht lieb.«

»Sehr wohl!« Er rief durch den Vorhang. »Geh nur, Kind. Der brave Herr König will nichts von dir wissen. Behalte, was du bringen wolltest.«

»Ah, so laß dir doch Zeit! Und mir! Meinetwegen! Sei's um die Schwaben.«

Basina stand schon im Gemach: »Ihr gebt Euer Königswort?«

»Ich gab es schon, reizendes Bäslein.«

»Bitte: noch mal! Aber recht deutlich. Vor dem Priester und mir!«

»Beim roten Donner: ja! – Hinaus mit dir, Mönch.«

»Kind, halt dich tapfer«, flüsterte der und verschwand.

Der König eilte auf das Mädchen zu, das hart an dem Vorhang stehen blieb, und streckte beide Arme nach der reizvollen Gestalt aus.

»Gemach«, bat sie leise. »Draußen stehen vierzig Menschen. Hübsch säuberlich! Sehet nun, Herr König, wie Euch, weil Ihr sündhafter Lust blind gefolgt seid, ein kleines Mädchen überlistet hat.«

»Ah, was ist das?«

»Ich rat Euch, nicht zu schreien«, fuhr sie ganz leise fort, »um Eurer Ehre willen! Nicht um der meinen willen, die ist mir sicher. Was wollt Ihr denn nun tun, großmächtiger Herr König von Austrasien, wenn ich diesen Vorhang zurückschlage und vor all den Priestern und Palatinen dort ausrufe: Ich sagte, Euer Bild habe sich tief mir eingeprägt, ich versprach, zum Abschied dies Euer Bild zu küssen. Nichts andres tat ich dir zu wissen. Sieh diese Münze, König Childibert, sie trägt dein Bild. Tief eingeprägt hab ich's – du siehst es hier – in meinem nackten Arm: ich küsse hier dein Bild, und hab mein Wort gelöst und hab mein Spiel gewonnen! – Und allgemeines Gelächter wird dein Los.«

»Das wäre …«, er errötete vor Scham.

»Mädchenlist gegen Königslist, die du tückisch gegen uns arme schutzlose Kinder geschmiedet hattest. Aber, Vetter Childibert – ich will's nicht tun.



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