Die Rache by Barry Eisler

Die Rache by Barry Eisler

Autor:Barry Eisler [Eisler, Barry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-11T16:00:00+00:00


12

AM NÄCHSTEN TAG kontaktierte ich Tatsu und vereinbarte ein Treffen mit ihm im Sento Ginza-yu, einem Badehaus. Das Sento ist eine japanische Institution, wenngleich ihr Niedergang schon kurz nach dem Krieg einsetzte, als man begann, die Wohnungen mit Bädern auszustatten und sich das Sento von einer hygienischen Notwendigkeit zum gelegentlichen Genuss entwickelte. Aber wie alle Genüsse, die wegen des Erlebnisses geschätzt werden, wird das Sento nie völlig verschwinden. Denn in den gemächlichen Ritualen des Abschrubbens und Einweichens und in der Aussicht auf eine tiefe Entspannung, wie sie nur durch das Eintauchen in kochend heißes Wasser erreicht wird, stecken Elemente von Hingabe und Feierlichkeit und Meditation, Elemente, die für ein lebenswertes Leben unverzichtbar sind.

Das Ginza-yu liegt in einiger Entfernung zu dem gleichnamigen Einkaufs- und Glitzerviertel, fast schüchtern versteckt im Schatten der Takaracho-Schnellstraße, und macht nur durch ein verblasstes, handgemaltes Schild auf seine Existenz aufmerksam. Ich wartete in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite, bis ich Tatsu in einem Zivilwagen vorfahren sah. Er parkte am Straßenrand und stieg aus. Sobald er um die Ecke im Seiteneingang des Badehauses verschwunden war, folgte ich ihm.

Er sah mich, als ich hinter ihm eintrat. Er hatte sich schon die Schuhe ausgezogen und wollte sie gerade in einen der kleinen Spinde hinter dem Eingang stellen.

«Erzähl mir, was du rausgefunden hast», sagte er.

Ich trat einen Schritt zurück, als sei ich gekränkt. Er blickte mich lange an, seufzte dann und fragte: «Wie geht es dir?»

Ich bückte mich und zog meine Schuhe aus. «Gut, danke der Nachfrage. Und selbst?»

«Sehr gut.»

«Deiner Frau? Deinen Töchtern?»

Bei der Erwähnung seiner Familie musste er unwillkürlich lächeln. Er nickte. «Alle sind wohlauf. Danke.»

Ich grinste. «Ich erzähle dir mehr, wenn wir drinnen sind.»

Wir verstauten unsere Schuhe. Ich hatte in einem kleinen Laden um die Ecke die erforderlichen Utensilien gekauft – Shampoo, Seife, Waschlappen und Handtücher – und reichte Tatsu beim Reingehen alles, was er brauchte. Wir bezahlten die staatlich vorgeschriebenen und subventionierten vierhundert Yen pro Kopf, stiegen die breite Holztreppe zum Umkleidebereich hinauf, zogen uns in einem schmucklosen Raum aus und traten dann durch die gläserne Schiebetür in das Bad. Der Badebereich war leer – der Hauptandrang würde erst gegen Abend einsetzen – und wie der Umkleideraum fast spartanisch in seiner Schlichtheit: ein großer rechteckiger Raum, eine hohe Decke, weiß geflieste, vom Kondenswasser tropfnasse Wände, grelles Neonlicht und ein Abluftventilator, der durch seinen langen und aussichtslosen Kampf gegen den Dampf im Innern irgendwie verloren wirkte. Das einzige Zugeständnis an eine nicht rein zweckgebundene Ästhetik war ein großes, buntes Mosaik an der Wand über dem eigentlichen Bad. Wir setzten uns, um uns abzuschrubben.

Wichtig dabei war, die vom Sento bereitgestellten kleinen Plastikeimer mit immer heißerem Wasser zu füllen und über Kopf und Körper zu schütten. Wenn man nur lauwarmes Wasser nahm, war das Entspannungsbecken, in das man hinterher stieg, am Anfang unerträglich heiß.

Tatsu beendete seine Reinigung mit der für ihn typischen Abruptheit und stieg vor mir ins Becken. Ich brauchte ein wenig länger. Als ich soweit war, ließ ich mich neben ihm hinab. Sofort spürte ich, wie meine Muskeln



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