Die Porsche-Saga: Geschichte einer PS-Dynastie (German Edition) by Thomas Ammann & Stefan Aust

Die Porsche-Saga: Geschichte einer PS-Dynastie (German Edition) by Thomas Ammann & Stefan Aust

Autor:Thomas Ammann & Stefan Aust [Ammann, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Quadriga)
veröffentlicht: 2014-10-15T04:00:00+00:00


LIZENZ ZUM ERFOLG – DAS WIRTSCHAFTSWUNDER VON WOLFSBURG

Sommer 1945. Die Reste der letzten Schlacht lagen noch auf der Prachtstraße der alten Hauptstadt, Unter den Linden. Die Großmachtträume der Nazis endeten in einem riesigen Trümmerfeld, Berlin lag wie viele andere deutsche Städte in Schutt und Asche. Viele Millionen Männer waren gefallen oder in Gefangenschaft, aufräumen mussten die Frauen.

Auch das Volkswagen-Werk war schwer getroffen, doch inmitten der Trümmer wurden schon wieder Autos produziert. Mitte April 1945 hatten amerikanische Truppen die »Stadt des KdF-Wagens« und das Volkswagen-Werk besetzt – noch bevor Deutschland am 8. und 9. Mai endgültig kapitulierte, richtete die amerikanische Besatzung im Werk einen Reparaturbetrieb für Militärfahrzeuge ein. Dann folgte die Wiederauferstehung des Volkswagens: Weil man noch Einzelteile für die Fahrzeugproduktion im Werk fand, begann man, nun auch Kübelwagen für die US-Armee zu montieren. Am 6. Mai meldete das Hauptquartier der 9. US-Armee, das Volkswagen-Werk habe die Produktion für die amerikanischen Verbände aufgenommen. Zunächst waren 200 Menschen beschäftigt, im Lauf der Zeit sollten es mehr als 1000 werden. Der Plan war, in den alten Werkshallen etwa 500 Kübelwagen im Monat zu produzieren. Parallel zur Wiederaufnahme der Produktion leitete die US-Armee die Übertragung der Zuständigkeiten auf die britische Militärregierung ein.

Dass Porsches Schöpfung den Untergang des Nazireiches heil überstand, ist das erste Wunder in der Volkswagen-Historie. Das zweite Wunder ist, dass die Werksanlagen in der »Stadt des KdF-Wagens« den Systemwechsel überlebten und immer noch dort stehen, wo sie einst gebaut wurden. Nur der Name des Standorts änderte sich: Wolfsburg. Gemäß Kontrollratsgesetz Nr. 52 enteignete die britische Militärregierung im Juni 1945 das Werk und behandelte es als konfisziertes Vermögen der Deutschen Arbeitsfront. Den Befehl zur Demontage des Werks setzten die Briten allerdings immer wieder aus. Also wurden die Fabrikanlagen nicht wie viele andere in den Überresten des Deutschen Reiches auf die Insel verschifft. Stattdessen bestellten die Briten 20000 VW-Limousinen, um den gewachsenen Transportbedarf der Besatzungstruppen zu decken. Die Leitung des Werks übernahm im August 1945 der britische Major Ivan Hirst von der Industry Division Hannover, ein Glücksfall für das Volkswagen-Werk. »Hirst war erst 30 Jahre alt«, berichtet Manfred Grieger, »und der wurde mit dem Auftrag versehen, sich um diese Fabrik zu kümmern. Und das hat er gemacht. Er hat nämlich festgestellt, wie schon die Amerikaner vor ihm, dass diese Fabrik den Motorisierungsbedürfnissen der Alliierten dienen konnte.«

Ende 1945 waren bereits rund 6000 Menschen im Volkswagen-Werk beschäftigt, und die Belegschaft wuchs weiter an. März 1946 hatte man das erste Produktionsjubiläum der Nachkriegszeit gefeiert: Der 1000. Volkswagen verließ die Werkshallen. Am Steuer: Major Ivan Hirst.

Schon im Oktober konnte man die Fertigstellung des 10000. Exemplars vermelden. Es war ein Jubiläum im Mangel – den Arbeitern am Band war nicht nach Feiern zumute, sie litten Hunger. Vor dem offiziellen Festakt protestierten sie auf kreative Weise gegen die schlechte Versorgungslage. »10000 Wagen, nichts im Magen, wer kann das vertragen?«, war auf einer der selbst gemalten Tafeln zu lesen, die sie an der Rohkarosserie des 10000. Wagens aufgestellt hatten.

Wirtschaftswunder: Die Belegschaft feiert den 1000. nach dem Krieg gebauten Volkswagen.



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