Die Macht der sieben Familien by Matteo Strukul

Die Macht der sieben Familien by Matteo Strukul

Autor:Matteo Strukul [Strukul, Matteo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag


1447

60. Der letzte Atemzug

Kirchenstaat, Apostolischer Palast

Pietro Barbo hielt die Hand seines Onkels. Das Atmen fiel ihm in diesen langen Tagen des Leidens immer schwerer. Und das, nachdem Eugen IV. nach so viel Leid, nach dem Exil in Florenz, das neun lange Jahre gedauert hatte, nach Rom zurückgekehrt war und sich bemüht hatte, daraus ein kulturelles Zentrum der Humanisten und außergewöhnlicher Künstler zu machen: Filarete, Fra Angelico, Jean Fouquet waren bei seiner Suche nach Favoriten aufgenommen worden, der Papst hatte ihnen wichtige Aufträge reserviert. Dem Zweitgenannten hatte er sogar das Erzbistum von Florenz angeboten, was dieser bescheidene, sensible und gottesfürchtige Mann allerdings abgelehnt und sich stattdessen erlaubt hatte, Antonino Pierozzi vorzuschlagen, der seiner Meinung nach edler war als er.

Und jetzt kam diese Krankheit zum unpassendsten Zeitpunkt. Er hatte an die Kunst geglaubt, an die Schönheit, aber er hatte auch die Christenheit verteidigt, trotz der Niederlage, die die Flotte der Kreuzzügler bei Warna erlitten hatte. Eine Tragödie, die eine kurz bevorstehende Apokalypse anzukündigen schien.

Und damit nicht genug.

Eugen IV. hatte es geschafft, das von den Konzilsvätern in Basel angestrebte Schisma zu überwinden. Mit Geduld und Demut hatte er Tag für Tag Verhandlungen geführt und Vereinbarungen getroffen, hatte Vergebung gewährt und pragmatische Sanktionen erlassen. Er hatte wie ein Löwe gekämpft. Und am Ende war es ihm gelungen, die Unterstützung von Alfons von Aragón, dessen Herrschaft er anerkannt hatte, zu erhalten und auch ein Einverständnis mit Friedrich III. von Habsburg zu erreichen, der mit dem Frankfurter Reichstag Abstand von den Konziliaristen genommen hatte, und darüber hinaus auch noch mit dem Gegenpapst Felix V.

Doch jetzt war alles verloren.

Sein Onkel war bleich wie der Tod. Er war bis zum Kinn zugedeckt, und der Husten ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er war besorgniserregend abgemagert, und obwohl die großen Kamine in seinen Stanzen voller Holz waren und kräftig brannten, waren seine Finger eiskalt.

Pietro sah Ludovico Trevisan an, den Patriarchen von Aquileia und persönlichen Arzt des Papstes. Es war sein Onkel, der ihn zum Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche ernannt hatte.

Etwas abseits, aber anwesend waren die anderen Kardinäle: die loyalsten Männer seines Onkels wie Francesco dal Legname, Kämmerer der Apostolischen Kammer, und Kardinal Pietro da Monza, und dann der Kardinaldekan, der Kardinalsubdekan, der Kardinalprotopriester und all die anderen. Sie waren sämtlich um das große Bett des Papstes versammelt, murmelten Gebete und schienen ihn wartend zu ehren.

Pietro erkannte in Ludovicos Blick Bitterkeit und Resignation und begriff: Der Kämmerer hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um den Papst von der Krankheit zu heilen. Doch es war nichts zu machen. Aufgüsse und Aderlässe hatten keinerlei Verbesserung gebracht. Eugen schlief gar nicht, sondern verging in einem schwachen und gequälten Wachen, das nur von Augenblicken des Deliriums und stechender Brustschmerzen unterbrochen wurde.

Pietro ertrug es nicht länger, ihn in diesem Zustand zu sehen. »Euer Ehren«, sagte er zu Ludovico Trevisan, »was können wir tun? Seht Ihr nicht, wie sehr er leidet?«

»Mein Sohn«, kam die Antwort, »wir haben alles, was möglich war, versucht. Jetzt liegt es allein in Gottes Hand. Wenn Ihr etwas für den Papst tun wollt, nun, dann betet, so wie ich es tue.



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