Die leise Revolution des Outsourcing by Thomas R. Köhler
Autor:Thomas R. Köhler
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Buch
veröffentlicht: 2015-09-10T00:00:00+00:00
3 Missverständnis Outsourcing
3.1 Make or Buy
Die Entscheidung zwischen Eigenerstellung einer Leistung und dem Fremdbezug stellt sich für verschiedenste Bereiche eines Unternehmens immer wieder aufs Neue. Es berührt letztendlich eine der Kernfragen betriebswirtschaftlichen Handelns: der Umgang mit knappen Ressourcen. Dies betrifft operative wie auch strategische Fragestellungen in gleicher Weise.
Kostenüberlegungen dominieren in den meisten Fällen die Auslagerungsdebatte. Personalknappheit und mangelndes Know-how in einzelnen Fachgebieten sind aber ebenso Treiber der Entwicklung.
Letztendlich ist die Sicht der Unternehmensführung auf das eigene Unternehmen determinierend für den Stellenwert, den Outsourcing einnimmt. Vom Konzept des „Selbermachers”, etwa einer qualitätsfixierten Uhrenmanufaktur, deren Stolz die beinahe 100-prozentige Fertigungstiefe des Produktes ist, oder dem Reiseunternehmen, das sämtliche Softwareapplikationen selbst entwickelt und betreibt, bis hin zum Sportschuhlieferanten, dessen Kompetenzen nach Eigenaussage bei „Design und Marketing” liegen und der alles andere von der Fertigung über Logistik bis hin zum IT-Betrieb vollständig ausgelagert hat, ist es ein weiter Weg.
Auch die Fachdiskussion um Auslagerung spiegelt dies seit einigen Jahren wider: In dem vielbeachteten Aufsatz „Unbundling the Corporation” (Harvard Business Review, März/April 1999) definieren John Hagel und Marc Singer eine Dreiteilung des Unternehmens als dominierende Strukturform: ein „Customer-Relationship-Business”, ein „Produkt-Innovations-Business” und ein „Infrastruktur-Business”. Die Autoren schlagen vor, dass Unternehmen sich strategisch darüber im Klaren werden, in welchen dieser Bereiche sie im Wettbewerb aktiv sein wollen und das oder die anderen Segmente „entbündeln” („unbundling”). Dieser an sich einfache Gedanke ebnet den Weg für weit reichende Auslagerungsentscheidungen und sieht Unternehmensstrukturen in einer neuen Betrachtungsweise als „Extended Corporation”, als ein Unternehmen, das nicht mehr allein am globalen Markt bestehen kann, sondern „Smart Alliances” eingeht, wie es die Autoren John Harbison und Peter Pekar in ihrem gleichnamigen Buch beschreiben.
Technologie spielt in einem solchen „Extended Enterprise” eine Schlüsselrolle.
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