Die Kosaken - [Geschichte und Legenden] by C.H.Beck

Die Kosaken - [Geschichte und Legenden] by C.H.Beck

Autor:C.H.Beck [C.H.Beck]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-18T16:00:00+00:00


In der Revolution von 1917

Im Februar 1917 fegte eine Revolution das alte Regime in wenigen Tagen hinweg. Es überrascht, dass Kosaken am Umsturz in Petrograd (wie St. Petersburg seit 1914 hieß) an vorderster Stelle teilnahmen. Das 1., 4. und 14. Donkosakenregiment weigerten sich, auf Demonstranten zu schießen, und gaben den Anstoß für die Meuterei der Petrograder Garnison, die entscheidend zum raschen Sieg der Revolution beitrug. Eine Szene ist in die kollektive Erinnerung an die Februarrevolution eingegangen: Auf dem Petrograder Nevskij-Prospekt nahm ein Kosakenoffizier von einer Demonstrantin einen Strauß roter Rosen entgegen. Offensichtlich hatte das Zarenregime mindestens bei einem Teil der Kosaken seinen Kredit verspielt.

Nur wenige Kosaken hielten dem alten Regime die Treue. Im Gegenteil nutzten sie die neuen Freiheiten. Die einzelnen Heere beriefen erstmals seit dem 18. Jahrhundert wieder Heeres-Ringe ein, die Atamane, unter ihnen Aleksandr Dutov vom Orenburger, Aleksandr Filimonov vom Kuban- und Aleksej Kaledin vom Don-Heer, wählten und für die Autonomie der Kosakenheere eintraten. Auf zwei Kosakenkongressen wurde die Bildung einer «Union der Kosakenheere» beschlossen. Nachdem sie zunächst mit der liberalen Provisorischen Regierung kooperiert hatten, sympathisierten einige Kosakenführer zunehmend mit konservativen Kräften. Die Gründe dafür lagen zum einen darin, dass in einer demokratischen Republik kein Platz mehr war für eine privilegierte exklusive Sondergruppe. Zum anderen besetzten arme Bauern in der Agrarrevolution, die Russland erschütterte, mit Gewalt Grund und Boden des Adels und anderer reicherer Grundherren, unter ihnen auch wohlhabender Kosaken.

Als Ende August 1917 der Oberbefehlshaber der russischen Armee Lavr Kornilov, der Sohn eines Offiziers aus den Reihen der sibirischen Kosaken, einen bewaffneten Putsch gegen die Provisorische Regierung unternahm, um der im Land herrschenden «Anarchie» ein Ende zu setzen, suchte er die Unterstützung der Kosaken. Zwar hatten Ataman Kaledin und andere kosakische Offiziere Sympathien für Kornilov, zu einem aktiven militärischen Eingreifen kosakischer Verbände kam es aber nicht. Die Atamane mussten Rücksicht nehmen auf die Stimmung unter den kriegsmüden Kosaken, von denen viele den Bolschewiki positiv gegenüberstanden, die als einzige Partei für die sofortige Beendigung des Krieges eintraten. Kornilovs Putsch scheiterte, er wurde verhaftet und begab sich nach seiner Freilassung an den Don, wo er einer der Organisatoren des antibolschewistischen Widerstandes wurde.

Am 25. Oktober 1917 übernahmen die Bolschewiki in einem Staatsstreich die Macht in Petrograd. Der Ministerpräsident der Provisorischen Regierung, Aleksandr Kerenskij, floh und versuchte, Truppen gegen die Bolschewiki zu mobilisieren. Seinem Aufruf folgten nur einige Kosakeneinheiten unter dem Kommando von Generalmajor Petr Krasnov, einem Donkosaken, der im Ersten Weltkrieg eine Kosakendivision befehligte. Krasnov zog am 26. Oktober von Gatčina, der einstigen Sommerresidenz der Zaren, mit einer zahlenmäßig kleinen, vorwiegend aus Don- und Ussurikosaken bestehenden Truppe gegen Petrograd. Er erreichte am 30. Oktober den Stadtrand, wo er von revolutionären Einheiten zurückgeschlagen wurde. Er zog sich zurück und wurde mit seinem Stab verhaftet, dann auf das Ehrenwort, nicht mehr gegen die Sowjetmacht zu kämpfen, freigelassen. Krasnov zog sich an den Don zurück, wo er im folgenden Jahr eine Hauptrolle im Kampf gegen das Sowjetregime spielen sollte. In dieser Episode, die das Ende der Oktoberrevolution markiert, spielten die Kosaken zwar nicht mehr



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