Die Kinder Von Eden : Roman by Ken Follett

Die Kinder Von Eden : Roman by Ken Follett

Autor:Ken Follett
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Ken Follett
ISBN: 9783404145355
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2001-04-23T22:00:00+00:00


Kapitel 11

Im fahlen Licht des frühen Morgens parkte Priest den alten Plymouth Barracuda am Straßenrand. Er nahm Melanie an der Hand und führte sie in das Wäldchen. Die Bergluft war kalt, und beide schauderten in ihren TShirts, bis ihnen vom Laufen warm wurde. Nach wenigen Minuten gelangten sie auf eine Klippe mit Blick über die gesamte Breite des Silver River Valley.

»Hier soll der Staudamm gebaut werden«, sagte Priest.

An dieser Stelle verengte das Tal sich zu einem Flaschenhals, so daß die gegenüberliegende Seite nicht mehr als vier-, fünfhundert Meter entfernt war. Es war immer noch zu dunkel, als daß man den Fluß hätte sehen können, doch in der morgendlichen Stille hörten sie ihn in der Tiefe rauschen. Als es heller wurde, konnten sie im Tal die dunklen Schatten von Kränen und riesigen Erdbewegungsmaschinen ausmachen, regungslos und stumm, wie schlafende Dinosaurier.

Priest hatte schon beinahe jede Hoffnung aufgegeben, Gouverneur Robson könne sich noch verhandlungsbereit zeigen. Heute war der zweite Tag nach dem Erdbeben im Owens Valley, und es gab immer noch keine Reaktion. Priest wußte nicht, welche Strategie der Gouverneur verfolgte, doch eines war klar: auf eine Kapitulation lief sie nicht hinaus.

So blieb ihnen nur eine Möglichkeit: ein weiteres Erdbeben.

Doch Priest machte sich Sorgen. Melanie und Star zogen womöglich nur widerstrebend mit, zumal das zweite Beben größere Schäden anrichten mußte als das erste. Seine Aufgabe war es daher, die beiden Frauen in ihrer Entschlossenheit zu bestärken, und mit Melanie fing er an.

»Die Mauer wird einen See von zehn Meilen Länge aufstauen«, erklärte er, »und das ganze Tal überfluten.« Er sah, wie plötzlicher Zorn Melanies blasses Gesicht verzerrte. »Von hier aus stromaufwärts wird alles, was du siehst, unter Wasser stehen.«

Unterhalb des Flaschenhalses befand sich eine breite Talsohle. Als die Landschaft in der zunehmenden Helligkeit sichtbar wurde konnten sie verstreut liegende Häuser und mehrere sorgfältig bebaute Äcker sehen, die allesamt durch Feldwege miteinander verbunden waren. »Aber es hat doch bestimmt jemand versucht, den Bau des Dammes zu verhindern?«

Priest nickte. »Es gab ‚ne gewaltige juristische Schlacht. Wir haben uns nicht daran beteiligt. Wir glauben nicht an Gerichte und Anwälte. Und wir wollten nicht, daß Heerscharen von Reportern und Fernsehteams in unsere Siedlung einfallen – zu viele von uns müssen Geheimnisse wahren. Deshalb haben wir den Leuten nicht mal gesagt, daß wir ‚ne Kommune sind. Die meisten von unseren Nachbarn wissen gar nicht, daß es uns gibt, und die anderen glauben, das Weingut wird von Napa aus geleitet und von Saisonarbeitern betrieben. Deshalb hatten wir uns nicht an dem Protest beteiligt. Doch ein paar reiche Bewohner des Tales haben sich Anwälte genommen, und die Umweltschutzorganisationen stellten sich auf die Seite der Ortsansässigen. Hat aber nichts gebracht.«

»Warum nicht?«

»Gouverneur Robson hat sich für den Damm stark gemacht und diesen Burschen, diesen Al Honeymoon, auf die Sache angesetzt.« Priest haßte Honeymoon. Der Mann hatte gelogen und betrogen und die Presse rücksichtslos manipuliert. »Und Honeymoon hat‘s so gedeichselt, daß die Bewohner des Tales von den Medien als ‚ne Handvoll Egoisten hingestellt wurden, die jedem Krankenhaus und jeder Schule in Kalifornien den elektrischen Strom verweigern wollen.



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