Die Kinder des Prometheus: Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift (German Edition) by Hermann Parzinger
Autor:Hermann Parzinger [Parzinger, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406668159
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-08-18T16:00:00+00:00
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Der indische Subkontinent zwischen früher Landwirtschaft und Hochkultur
Landschaftliche Gliederung und naturräumliche Bedingungen
Schon bald nach dem Ende des Paläolithikums, das mit dem Ende des Pleistozäns um 10.000 v. Chr. zeitlich zusammenfiel, entwickelten sich in Teilen des indischen Subkontinents erste Ansätze produzierenden Wirtschaftens. Die Anregungen dazu dürften von Vorderasien aus nach Osten gelangt sein und wirkten sich zunächst im Bereich des Indus-Tals und in dessen angrenzenden Gebieten aus. Sie blieben also auf die Regionen des heutigen Pakistan und benachbarte Teile Nordwestindiens begrenzt. Die übrigen Teile des indischen Subkontinents unterscheiden sich nicht nur landschaftlich und klimatisch vom Nordwesten, sondern durchliefen auch eine andere und meist deutlich retardierte Entwicklung auf ihrem Weg zu Ackerbau und Viehzucht.
Letzteres überrascht mit Blick auf die geographische Gliederung dieses riesigen Raumes keineswegs. Seine natürliche Grenze im Norden und Nordosten bilden der Himalaya, das höchste Gebirge der Welt, sowie das westlich daran anschließende Karakorum-Massiv. Südlich an den Himalaya schließen sich die breiten, fruchtbaren Stromebenen des Ganges und des Brahmaputra an. Vom Westen der Ganges-Ebene aus erstrecken sich sehr trockene, wüstenartige Gebiete über Nordwestindien und gehen in die Indus-Niederung über. Diese Wüste Thar, die große Teile Rajastans und Gujarats einnimmt, reicht im Osten und Südosten bis zum Aravalli-Gebirge. Den größten Teil des sich keilförmig in den Indischen Ozean vorschiebenden Subkontinents nimmt das Hochland von Dekkan ein, das durch das Vindya- und das Satpura-Gebirge von der Ganges-Ebene getrennt ist. Das Hochland von Dekkan wird von zahlreichen Flüssen zerschnitten, die mehrheitlich in den Golf von Bengalen münden. Die Gebirge, die sich an den West- und Ostküsten Indiens entlangziehen, die sogenannten Ghats, wölben den Dekkan schüsselartig an den Rändern auf.
Die Bergregionen in Nord- und Zentralindien kennzeichnet vornehmlich ein subtropisches Kontinentalklima. Im Süden und in den Küstengebieten herrschen dagegen stärker maritim geprägte tropische Klimaverhältnisse vor. Entsprechend vielseitig ist die Pflanzenwelt des indischen Subkontinents, die von einer Hochgebirgsvegetation im Himalaya bis hin zu tropischen Regenwäldern im Süden der Halbinsel reicht. Die Flussebenen, insbesondere die des Ganges und des Brahmaputra, bilden zusammen mit dem heute überwiegend in Pakistan gelegenen Indus-Tal die fruchtbarsten Landstriche des gesamten Subkontinents. Die Ganges-Ebene war ebenso wie der Dekkan und die ihn begrenzenden Randgebirge früher überwiegend von Monsunwäldern bedeckt. An der Ostküste Indiens, insbesondere auch im Ganges- und Brahmaputra-Delta, finden sich auch Mangroven, also salzwasserresistente Gezeitenwälder. An der Westküste, im Bereich der feuchten West-Ghats, herrschen weitgehend immergrüne Feuchtwälder vor. Es waren insbesondere die Einzugsgebiete der großen Ströme des Subkontinents, also des Indus im Nordwesten und des Ganges sowie des Brahmaputra im Norden und Nordosten, in denen sich die frühesten Entwicklungen hin zu Sesshaftigkeit und produzierendem Wirtschaften vollzogen haben, während die übrigen Teile der Halbinsel – mit dem Hochland von Dekkan sowie weiter im Süden – erst später vergleichbare Entwicklungen erkennen lassen.
Das Mesolithikum auf dem indischen Subkontinent
Für den indischen Subkontinent wird bisweilen die Existenz eines Mesolithikums behauptet, das eine Art Übergangsphase vom ausgehenden Jungpaläolithikum zum Neolithikum darstellen soll. Charakteristisch dafür war insbesondere eine durch Mikrolithen charakterisierte Steingeräteindustrie, die in ähnlicher Form aber auch bereits das ausgehende Paläolithikum gekennzeichnet hat, weshalb eine scharfe Grenze nicht immer leicht zu ziehen ist.
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