Die Erde by Emile Zola
Autor:Emile Zola [Zola, Emile]
Format: mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-02-22T23:00:00+00:00
Kapitel II
Gleich am nächsten Tage richtete sich Fouan bei Geierkopfs ein. Der Umzug machte niemandem Umstände: zwei Bündel Sachen, die der Alte unbedingt selber tragen wollte und derentwegen er zweimal gehen mußte. Vergeblich hatten die Delhommes eine Aussprache herbeiführen wollen. Er verließ ihr Haus, ohne ein einziges Wort zu erwidern.
Bei Geierkopfs gab man ihm den großen, hinter der Küche liegenden Raum im Erdgeschoß, wo man bis dahin die Kartoffel und Runkelrübenvorräte für die Kühe verwahrt hatte. Das schlimmste war, daß nur eine in zwei Meter Höhe befindliche Luke diesen Raum mit Kellerlicht erhellte. Und der gestampfte Lehmfußboden, die Gemüsehaufen, die in die Ecken geworfenen Abfälle nährten darin eine Feuchtigkeit, die in gelben Tränen über den nackten Putz der Mauern rann. Übrigens ließ man alles so, wie es war; nur einen Winkel räumte man frei, um ein eisernes Bett, einen Stuhl und einen Tisch aus Fichtenholz hineinzustellen. Der Alte schien entzückt zu sein.
Nun triumphierte Geierkopf. Seit Fouan bei Delhommes war, tobte er vor Eifersucht, denn ihm war sehr wohl bekannt, was man sich in Rognes erzählte: klar, den Delhommes fiel es nicht schwer, ihren Vater zu ernähren, während Geierkopfs nicht die Mittel dazu hatten. Darum nötigte er ihn in der ersten Zeit zum Essen, nur um ihn zu mästen, bloß um zu beweisen, daß man bei ihm nicht vor Hunger verrecke. Und außerdem waren da die vom Verkauf des Hauses herrührenden hundertfünfzig Francs Jahreszinsen, die der Vater gewiß dem seiner Kinder hinterlassen werde, das ihn bei sich behielt. Außerdem würde Delhomme, da ihm der Vater ja nicht mehr zur Last fiel, zweifellos wieder anfangen, seinen Anteil des Jahresgeldes, die zweihundert Francs, zu zahlen, was er auch wirklich tat. Geierkopf zählte auf diese zweihundert Francs. Er hatte alles berechnet und sich gesagt, daß er, ohne irgend etwas aus seiner Tasche rauszurücken, den Ruhm haben werde, ein guter Sohn zu sein, und dazu hatte er noch die Hoffnung, später dafür belohnt zu werden, von dem geheimen Schatz ganz zu schweigen, den er immer noch bei dem Alten vermutete, obwohl es ihm nie gelungen war, Gewißheit darüber zu erhalten.
Für Fouan ward das ein richtiger Honigmond. Man erwies ihm Ehre, man zeigte ihn den Nachbarn: Na, was für ein blühendes Aussehen? Sah er etwa so aus, als ob er einging? Die Kleinen, Laure und Jules, waren immerfort um ihn herum, beschäftigten ihn und erfreuten sein Herz. Aber er war besonders glücklich, zu seinen Altmännerschrullen zurückkehren zu können, tun zu dürfen, was er wollte, in der größeren Ungebundenheit des Haushalts. Obwohl Lise eine gute Hausfrau und sauber war, war sie nicht so spitzfindig und empfindlich wie Fanny, und er konnte überall hinspucken, konnte fortgehen und heimkommen, wie es ihm behagte, konnte zu jeder Zeit essen, aus jener Gewohnheit eines Bauern heraus, der nicht am Brot vorbeigeht, ohne sich eine Schnitte abzuschneiden, wie die Arbeitsstunden gerade fallen.
Drei Monate vergingen so; der Dezember war gekommen, furchtbare Fröste ließen das Wasser im Krug am Fußende seines Bettes gefrieren, aber er beklagte sich nicht. Das Tauwetter mochte sogar den Raum
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