Die Englische Erbin Roman by Laila El Omari

Die Englische Erbin  Roman by Laila El Omari

Autor:Laila El Omari [El Omari, Laila]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426419533
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2012-10-29T16:00:00+00:00


37

London

Helena beobachtete das kleine Kätzchen, das sich auf einer von der Sonne beschienenen Stelle des Teppich ausstreckte und schlief. Es war noch so klein, dass Helena es in einer Hand halten konnte, hatte beigefarbenes Fell, das mit helleren Haaren durchsetzt war und am Bauch und den Pfötchen cremefarben wurde. Matthew hatte es ihr vor einigen Tagen geschenkt. Sie hatten sich in den letzten Tagen ständig gestritten, was meist mit ihrem wütenden Rückzug in ihr Zimmer endete, während er bis spätnachts oder frühmorgens wegging. Anfangs hatte er Helena immer irgendein Schmuckstück geschenkt, wenn er zu häufig außer Haus übernachtete und sie sich darüber aufregte. Aber inzwischen wusste er, dass Helena eine lebhafte Abneigung gegen diese Geschenke gefasst hatte, und eines Morgens hatte der Korb mit der Katze in ihrem Zimmer gestanden. Darüber hatte Helena sich wirklich gefreut, aber ihre Wut über Matthews Verhalten war dadurch nicht geringer geworden.

An diesem Abend waren sie auf einem Ball bei Lord Durham, dem Herzog von Wakefield, eingeladen, und Helena trug ein weißes Kleid, das einen leichten Stich ins Goldene hatte. Mit diesem Kleid hatte ihre Schneiderin sich selbst übertroffen, und Helena fand es sogar noch schöner als das, welches sie zum Ball beim Herzog von Marlborough getragen hatte. Sie trug ein Diadem in ihrem dunklen Haar und ein dazu passendes Brillantcollier sowie Ohrringe und ein Armband.

Die Verbindungstür zu Matthews Zimmer öffnete sich.

»Du bist schon fertig?« Matthew schien erstaunt. Helena warf ihm einen feindseligen Blick zu. Gestern Abend war er fortgegangen und erst heute im Laufe des Nachmittags zurückgekommen.

»Ich habe deinen Bruder George gestern Abend gesehen«, berichtete Matthew im Plauderton.

»So? Na, dann war er gestern Abend mir gegenüber eindeutig im Vorteil«, spottete Helena. Sie nahm ihren Seidenschal vom Bett und legte ihn sich um die Schultern. Matthew sah sie mit kaum verhohlenem Amüsement an.

»Ist das der Grund dafür, warum du heute so verführerisch schön bist? Weil du möchtest, dass ich heute Nacht zu Hause bleibe? Damit hast du auf jeden Fall schon den richtigen Weg eingeschlagen.«

»Warum kannst du mich nie ernst nehmen?« Helenas ganzer in den letzten Monaten aufgestauter Zorn brach sich seine Bahn, sie griff nach ihrem Ridikül und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Sie verfehlte Matthew nur knapp. Ehe er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, begann sie schon, ihn anzuschreien.

»Ich ertrage es nicht mehr, ich ertrage dich nicht mehr, Matthew! Dich und deine tyrannische Herrschsucht, deine Eskapaden, dass ich keinen Schritt gehen darf, ohne dich vorher zu fragen. Weißt du, worin der Zweck meines Daseins hier besteht? Ich kann es dir nämlich beim besten Willen nicht sagen. Die Kindermädchen erziehen meine Kinder, die Haushälterin verwaltet das Haus, meine Zofe entscheidet, was ich anziehe, die Köchin, was ich esse. Tagein, tagaus tue ich nichts weiter, als langweilige Besuche zu machen und an deiner Seite lächelnd auf Soireen, Bällen, Musikabenden und wozu wir sonst noch überall eingeladen werden, zu erscheinen. Dabei ist mir so langweilig, dass ich am liebsten schreien würde.« Zu ihrem Entsetzen merkte sie, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.



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