Die dunklen Krieger by Bernard Cornwell

Die dunklen Krieger by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644566415
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-04-25T22:00:00+00:00


Pater Glædwine war einer von Æthelflæds Priestern, ein junger Mann mit hoher Stirn, die er unentwegt in Falten zog. Es hieß, er sei gelehrt, eine Hervorbringung einer der Schulen König Alfreds in Wessex, und Æthelflæd setzte ihn als Schreiber ein. Er schrieb ihre Briefe, vervielfältigte ihre Gesetzestexte und zeichnete Landkarten, doch sein Ruf ging weit über solch niedrige Dienste hinaus. Er war ein Dichter, berühmt für die Hymnen, die er verfasste. Diese Hymnen wurden von Mönchen in der Kirche gesungen und von Harfnern in den Palastbauten gespielt, und ich war gezwungen gewesen, mir einige davon anzuhören, vor allem, wenn die Harfner in Æthelflæds Palast sangen. Ich hatte erwartet, dass sie öde sein würden, doch Pater Glædwine erzählte mit seinen Liedern gern Geschichten, und trotz meines Widerwillens hatte es mir Vergnügen gemacht, sie anzuhören. Eines seiner besseren Lieder erzählte von der Schmiedin, aus deren Werkstatt die Nägel stammten, mit denen der angenagelte Gott gekreuzigt wurde. Es hatte drei Nägel gegeben und drei Flüche. Der erste hatte dazu geführt, dass eines ihrer Kinder von einem Wolf gefressen wurde, der zweite verdammte ihren Mann dazu, in einer galiläischen Jauchegrube zu ertrinken, und der dritte schlug sie mit der Schüttelkrankheit und verwandelte ihr Hirn in Breisuppe, und das alles bewies offenkundig die Macht des Christengottes.

Es war eine gute Geschichte, und deshalb ließ ich Glædwine rufen, der selbst wirkte, als hätte sich sein Hirn in Breisuppe verwandelt, als er in den Hof meines Hauses kam, wo Godric gerade damit beschäftigt war, mein Kettenhemd in ein Fass zu tauchen. Das Wasser hatte sich hellrot verfärbt. «Das ist Blut», erklärte ich dem verängstigten Glædwine.

«Ja, Herr», stammelte er.

«Heidenblut.»

«Gott sei gepriesen», begann er, dann fiel ihm wieder ein, dass ich ein Heide war, «dass Ihr überlebt habt, Herr», fügte er hastig und findig hinzu.

Ich kämpfte mich aus dem Lederwams, das ich unter dem Kettenhemd trug. Ich stank. Der Innenhof war voll mit Bittstellern, doch das war er immer. Männer kamen, damit ich Recht sprach, um Vergünstigungen von mir zu erbitten oder einfach, um mich daran zu erinnern, dass es sie gab. Nun warteten sie im Schutz des überdachten Gangs, der um den Innenhof lief. Es regnete immer noch, wenn auch der gewaltige Sturm abgeebbt war. Ich sah Gerbruht, den großen Friesen, unter den Bittstellern. Er zwang einen Gefangenen auf die Knie. Ich kannte den Mann nicht, nahm aber an, es handle sich um einen von Æthelflæds Männern, der beim Diebstahl erwischt worden war. Gerbruht fing meinen Blick auf und wollte mich ansprechen.

«Später», erklärte ich ihm und sah wieder den blassen Priester an. «Ihr werdet ein Lied schreiben, Glædwine.»

«Ja, Herr.»

«Ein Lied über Eads Byrig.»

«Gewiss, Herr.»

«Dieses Lied wird erzählen, wie Ragnall der Seekönig, Ragnall der Grausame, nach Ceaster kam und dort besiegt wurde.»

«Er wurde besiegt, Herr», wiederholte Glædwine. Er blinzelte, denn ihm lief Regen in die Augen.

«Ihr werdet erzählen, wie seine Männer niedergemetzelt wurden, wie seine Frauen gefangen genommen wurden und wie seine Kinder versklavt wurden.»

«Versklavt, Herr.» Er nickte.

«Und wie die Männer von Mercien ihre Klingen zu den Gegnern trugen und sie im Schlamm kriechen ließen.



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