Die ,Carmina christianaÊ» des Dracontius by Kritischer Kommentar Otto Zwierlein

Die ,Carmina christianaÊ» des Dracontius by Kritischer Kommentar Otto Zwierlein

Autor:Kritischer Kommentar, Otto Zwierlein
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter GmbH
veröffentlicht: 2019-02-15T00:00:00+00:00


3.3.6Die Saguntiner und die Numantiner

3,451. 455

Der Katalog von Ruhmestaten aus der r ö m i s c h e n Geschichte endet mit dem heldenhaften Untergang der Saguntiner, die ihre Bündnistreue zu Rom mit dem freiwilligen Tod bezahlen (439ff.), und dem der Numantiner, die aus Liebe zur Freiheit lieber in den Tod gehen, als sich der Gnade des römischen Senats zu unterwerfen (454–467). Die historischen Quellen berichten nur im Falle der Saguntiner übereinstimmend, daß sich die Bürger der Stadt schließlich selbst in die Flammen geworfen hätten409. Von den Numantinern erzählt Appian, daß ein Teil von ihnen sich selbst umbrachte; aus den übrigen habe Scipio fünfzig für seinen Triumph ausgewählt, die anderen verkauft; die Stadt habe er bis auf den Grund zerstört (Appian. 6,15,97f.). Das wird durch den jüngeren Seneca und durch die Periochae des Livius bestätigt410. Valerius Maximus aber berichtet (2,7,1), das wieder erstarkte römische Heer habe Numantia in Flammen gesteckt, niedergeworfen und dem Erdboden gleichgemacht (Numantiam incendiis exustam ruinisque prostratam solo aequauit). Später, als er Beispiele besonderer Tapferkeit zusammenstellt, schildert er die Tat des Anführers der Numantiner, Rhoetogenus, beim Untergang der Stadt: Er habe seinen Häuserbezirk mit beigebrachtem Brennmaterial angezündet, ein blankes Schwert in die Mitte (der Bürger) gelegt und den Befehl erteilt, es sollten jeweils zwei gegeneinander kämpfen, der Unterlegene dann mit durchschnittener Kehle auf die brennenden Häuser geworfen werden. Nachdem alle auf diese tapfere Art zu sterben umgekommen waren, habe er sich zuletzt selbst in die Flammen gestürzt411.

Das Motiv vom Herbeischaffen und Anzünden des Brennmaterials, ebenso das Stichwort (ardentibus tectis) s u p e r i a c e r e t u r ist eng verwandt mit dem Bericht über den Untergang Sagunts (s. Anm. 410): Als die in der Stadt eingeschlossenen Saguntiner die Übermacht der Punier nicht länger abzuwehren vermochten, hätten sie, was jedem des Liebste war, auf dem Forum versammelt, ringsum mit Brennmaterial umgeben, dieses angezündet und sich dann selbst auf diesen öffentlichen, für die ganze Stadtgemeinschaft errichteten Scheiterhaufen geworfen.

Es scheint, daß Valerius (oder schon eine seiner Quellen?) die Berichte über die beiden spanischen Städte einander angeglichen hat. Das gleiche Phänomen liegt bei Dracontius vor:

440 Intemerata f i d e s ad quae fera bella S a g u n t u m

compulit atque famem uel saeua incendia mortis? (...)

447 quae nec sponte f i d e m uiolat nec clade coacta,

uicta caterua fame; gladios ut uinceret hostis,

incendit patriae p o p u l o s cum moenibus urbis

450 et sibi dat cum morte fugas; secura sepulcri

poscit ab igne neces, hostis sua iure triumpho

subducens et colla iugo. rogus omnibus unus,

moenia sunt patriae tumulus, cinis omnibus unus.

Sic N u m a n t i n i pro l i b e r t a t e cremati

455 in cineres iacuere suos cum moenibus urbis.

nec iuga Romani fuerant metuenda senatus:

parcere uictor amat, sed debellare rebelles

urget et hortatur; ueniam donare sueuit;

pacis et armorum similes portasse triumphos (...).

„A quelles guerres sauvages, quelle famine, quels cruels incendies qui répandaient la mort, sa fidélité inaltérable a-t-elle poussé Sagonte? (...) Mais



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