Die alten Griechen by Edith Hall
Autor:Edith Hall
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Siedler Verlag
veröffentlicht: 2017-02-07T12:27:03+00:00
Thukydides’ sachliche Beschreibung erhält durch die Information, dass er selbst diese Qualen erlitten hatte, einen anderen Charakter, aber das macht sie keineswegs leidenschaftslos. Wir wissen, wie es war, in der Hitze des folgenden Sommers in Athen unter der Pest zu leiden, weil Thukydides die Ereignisse im zweiten großen Geschichtswerk des griechischen Altertums beschrieb, in seiner analytischen Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Er kannte das Beispiel, das Herodot mit dem Schreiben einer einheitlichen Geschichte eines Krieges vorgegeben hatte, aber seine Haltung gegenüber der Geschichte war eine andere. Er nahm mehrere Jahre nach der Pest persönlich als Heerführer an dem Krieg teil und dürfte einen großen Teil seines Buches in dem Haus in Thrakien geschrieben haben, in das er sich nach seinem Exil 424 v. Chr. zurückzog. Irgendetwas stieß ihm 411 zu, im selben Jahr, in dem seine Erzählung abbricht.
Thukydides sucht nach Ursachen und Folgen in der Geschichte. Aber sein größtes Vermächtnis ist der tragische Gehalt seines Werks. Er äußert sich unverblümt über die Gräueltaten, zu denen Menschen auf beiden Seiten fähig waren, sowie über die Realpolitik: Ganz offen geht er davon aus, dass sich die griechischen Stadtstaaten ausnahmslos von Berechnung und Eigennutz leiten ließen. Er weiß, dass reiche und mächtige Staaten reich und mächtig bleiben wollen. Und er spricht freimütig die Tatsache an, dass Menschen einander furchtbare Dinge antun, wenn der Wettbewerb um knappe Ressourcen unerträglich wird. Aus eben diesem Grund hat Nietzsche auch so große Stücke auf ihn gehalten:
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