Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900 by Anne-Kathrin Gärtig

Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900 by Anne-Kathrin Gärtig

Autor:Anne-Kathrin Gärtig
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2016-03-15T00:00:00+00:00


7.5.1 Aufbau der Artikel: eine Übersicht

Abhängig vom jeweiligen Lemma und der Ausführlichkeit der dazu gemachten Angaben weisen die einzelnen Artikel unterschiedliche Strukturen auf. Auch zwischen dem italienisch-deutschen und dem deutsch-italienischen Teil gibt es Abweichungen. Als Basisbauplan liegt den Artikeln folgendes Schema zu Grunde:

Lemma, Grammatikangabe. Diasystematischer Marker2526 [Synonym], Äquivalent2527.

Cassale, agg. T. de’ Med. [Mortale], tödlich.

Ambrósia, f. T. di Mitol. [Götterspeise], ambrosia.

Wie in Wörterbüchern der Zeit üblich, sind alle deutschsprachigen Elemente im Artikel in Fraktur, alle italienischsprachigen in Antiqua gesetzt. Während Lemma, Grammatikangabe und Äquivalent – letzteresmanchmal ersetzt durch einen Verweis, worauf im Folgenden näher eingegangen wird – konstituierende Artikelbestandteile darstellen, werden diasystematische Marker nur bei entsprechend markiertem Wortschatz eingesetzt, mit Synonymen in der Ausgangssprache wird im italienisch-deutschen Teil in etwa jedem fünften (im deutsch-italienischen in weniger als jedem zehnten) Artikel gearbeitet, wobei ihre Setzung bzw. Nicht-Setzung nicht immer einem transparenten Schema folgt.

Einige italienisch-deutsche Artikel verfügen zusätzlich über eine Phonetikangabe, die in runden Klammern unmittelbar auf das Lemma folgt. Sie wird nur bei Lemmata eingesetzt, die eine alveolare Affrikata enthalten, um deren stimmhafte bzw. stimmlose Realisierung anzuzeigen wie im folgenden Beispiel:2528

Attrazzare [sic!] (tsa), v. a. T. di Marin. [Guarnire una nave], ein Schiff ausrüsten, ausrheden; takeln, betakeln.

Einige Artikel im deutsch-italienischen Teil enthalten dagegen eine Angabe, die formal wie ein Synonym in eckigen Klammern abgesetzt ist, jedoch eine völlig andere Funktion erfüllt, wie an den folgenden Beispielen deutlich wird:

Aufbojen, v. a. T. di Mar. [ein Schiff], alleggerire un vascello per via di botti e reggitoj.

Einschwatzen, v. a. [Einem Etwas], persuadere alcuno con paroline, con molte chiacchiere a fare q. c. […]

Angaben dieser Art stehen überwiegend in Artikeln zu Verben und explizieren deren Konstruktions- und Selektionsbeschränkungen.

Über die beschriebenen Grundmuster hinaus werden Artikel entsprechend erweitert, wenn zu einem Lemma mehr als eine Bedeutung zu verzeichnen ist, wenn – insbesondere im italienisch-deutschen Teil – Mehrworteinheiten und längere Phraseme mit dem Lemma als Bestandtteil in dessen Mikrostruktur eingeordnet werden, wenn dem Benutzer Kollokationen und Beispiele an die Hand gegeben werden. Nicht immer sind die einzelnen Kategorien klar voneinander zu trennen. Charakteristisch für den italienisch-deutschen Teil des Valentinischen Wörterbuchs ist die systematische Integration von Autorenbeispielen, welche trotz aller Polemik gegen die Akademie die Verankerung des Römers in der Tradition der Crusca repräsentieren. Die Beispiele folgen direkt auf das Äquivalent und werden nicht übersetzt (cf. ausführlicher Kapitel 7.5.9.1).

Verfügt ein Lemma über mehr als eine Bedeutung, folgen im Artikel nach der Angabe der zielsprachlichen Äquivalente zur Grundbedeutung die weiteren Bedeutungen mit den entsprechenden Äquivalenten. Wie in Valentinis für den Artikelaufbau wohl wichtigstem Referenzwerk, dem Wörterbuch Adelungs, ist die Gliederung der Artikel überwiegend nach Bedeutungen (cf. Dückert 1984, 231–232) eines der konstitutiven Merkmale des Gran Dizionario. Im italienisch-deutschen Teil erfolgt die Absetzung der einzelnen Bedeutungen zumeist durch Paragraphen, im deutsch-italienischen wird daneben sehr systematisch mit einem Ziffernsystem gearbeitet, wie die folgenden beiden Beispiele verdeutlichen:

Collôquio, m. Voce lat. eine Unterredung, ein Gespräch. §. Für Locutorio, das Sprachzimmer (in Klöstern).

Brauer, m. birrajo, colui che fa la birra.

2) Per Braueigner, vedi.

Zur Differenzierung der einzelnen Bedeutungen verwendet Valentini weitere typographische Absetzungen und unterschiedliche metasprachliche und formale Strategien, auf die im Unterkapitel 7.



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