Der Zweite Weltkrieg - eine kurze Geschichte by Reclam

Der Zweite Weltkrieg - eine kurze Geschichte by Reclam

Autor:Reclam
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783159602240
Herausgeber: Reclam
veröffentlicht: 2013-07-15T04:00:00+00:00


[154] 2. Übergang der militärischen Initiative an die Westmächte

Während die deutsche Luftabwehr bereits 1942 ein schlechtes Bild abgeliefert hatte, verzeichnete die deutsche Seekriegführung in diesem Jahr so spektakuläre Erfolge, dass ein siegreiches Ende des Aggressionskriegs zum Greifen nahe schien. Ähnlich siegessicher zeigte sich die Heereskriegführung. Positive Stimmung breitete sich aus und konzentrierte sich darauf, das im Vorjahr Versäumte in einem zweiten Anlauf nachzuholen.

In Nordafrika standen dafür die Zeichen günstig. Zweifellos hatten dort die Briten durch den Transport eines Teils ihrer Kräfte zum neuen fernöstlichen Kriegsschauplatz einen Aderlass an Kampfkraft hinnehmen müssen. Die in der italienischen Kolonie Libyen stehende deutsch-italienische Panzerarmee unter Erwin Rommel wurde Anfang des Jahres dagegen einigermaßen mit Nachschub versorgt. Dafür sorgten die schweren italienischen und deutschen Bombardements des britischen Stützpunkts Malta, von dem aus gewöhnlich britische Flieger die italienischen Versorgungskonvois bombardierten und das gesamte Mittelmeer abriegelten. Nachschubprobleme gab es von Anfang an, sie begleiteten im Grunde den gesamten Afrikafeldzug. Zur Überraschung des Gegners eröffnete Rommel am 21. Januar aus der Marsa el-Brega-Stellung heraus, auf die er sich erst am 12. Januar unter Verlusten zurückgezogen hatte, seine zweite Offensive auf die Cyrenaika. Innerhalb von 14 Tagen eroberte er sie zurück und stieß bis zum stark befestigten Gürtel von Gazala vor. Die Cyrenaika, eine Provinz im Nordosten Libyens, hatte wieder einmal den Besitzer gewechselt und sollte weiterhin kriegerischer Schauplatz in Nordafrika bleiben. Die Front in der libyschen Wüste, Garant für das deutsch-italienische Bündnis, besaß auch die Funktion eines wichtigen Vorpostens, der einen gewissen [155] Abfangschutz bot für die eher schwache Situation der Deutschen im Mittelmeerraum und auf dem Balkan.

Nach den überraschenden Wintererfolgen wähnte sich Stalin bereits auf der Siegesstraße und befahl im April 1942 die Rückeroberung der in der Mitte der Ostfront liegenden Stadt Charkow, die inzwischen für den deutschen Nachschub einige Bedeutung erlangt hatte. Doch der Großangriff am 9. Mai 1942 erfolgte verfrüht. Weder Truppen noch operative Kriegskunst der Roten Armee zeigten sich zu diesem Zeitpunkt in der Lage, eine solche Offensive auszuführen, ganz abgesehen davon, dass in diesem Falle auch einmal der deutsche Nachrichtendienst funktionierte. Drei sowjetische Armeen rannten erneut in ihr Unheil. Weit über 200 000 Rotarmisten gingen in deutsche Kriegsgefangenschaft, und den Deutschen fielen Unmengen verschiedenster Kriegsmaterialien in die Hände.

Ähnlich katastrophal wirkte sich für die Rote Armee ihre Offensive auf der Krim aus, möglicherweise weniger durch Feindeinwirkung als durch den politischen Terror innerhalb der Armee. Dafür war vor allem Lew S. Mechlis, Leiter der Politischen Hauptverwaltung, verantwortlich, der sich direkt in das militärische Geschehen einmischte. Beispielsweise führte sein Verbot, Schützengräben auszuheben, da dies die Feigheit vor dem Feind fördere, innerhalb von zwölf Tagen über 160 000 Soldaten in den Tod. Viele der sowjetischen Soldaten wurden von den Sowjets liquidiert. Selbst bei fadenscheinigstem Verdacht bzw. bei absurdester Denunziation waren die Angeschuldigten ohne viel Federlesens zu exekutieren oder, wie Stalin sich ausdrückte, »auf der Stelle zu vernichten«. Hier nahm der ins Innere der Roten Armee gerichtete Terror seinen Anfang, der in den erst zu Zeiten von Glasnost (Transparenz) unter Gorbatschow 1988 bekannt gewordenen, berühmt-berüchtigten Befehlen Stalins von Juli und August 1942 (insbesondere dem Befehl 227 vom 28.



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