Der verkaufte Tod by Heinz G. Konsalik

Der verkaufte Tod by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-31T04:00:00+00:00


2

Edward Burten fühlte sich von Tag zu Tag wohler.

Das Fieber hatte nur vier Tage angehalten und war dann zur Normaltemperatur abgeklungen. Die Narbe verheilte gut und war nur noch ein leicht geröteter, schmaler Strich. Wenn Burten sie im großen Spiegel seines Badezimmers betrachtete, kam sie ihm außergewöhnlich klein vor; er hatte sich zuvor damit abgefunden, den halben Rücken zerschnitten zu sehen. Er kannte Bilder von Nierenoperierten, und immer waren es häßliche Narben, die man in einer Badehose nicht verstecken konnte.

Dr. Banda war sehr zufrieden. Er hatte Burten in den vergangenen drei Wochen sechsmal besucht, hatte ihm lange in einem wunderschönen Seidenbrokatsessel gegenübergesessen und ließ sich von seinem Patienten Anekdoten aus Amerika erzählen. Er war auch dabei, als Burten, untergefaßt von Schwester Myriam, die ersten Schritte im Park unternahm, einmal rund um den Springbrunnen ging und dann erschöpft auf einer weißlackierten Bank ausruhte.

»Es wird lange dauern, bis ich wieder joggen kann«, sagte er. »Vor zwei Jahren bin ich noch eine Stunde durch den Central Park gelaufen. Zusammen mit Lora. Mein Chauffeur, der unbedingt mitjoggen wollte, lag eine halbe Stunde später wie ein geplatzter Frosch im Gras, und dabei ist er erst dreiunddreißig Jahre alt. Aber Lora hat durchgehalten, sie ist ein zähes Weib!«

»Ich würde vorerst auf das Joggen verzichten, Sir.« Dr. Banda lächelte wie immer, charmant, aber unverbindlich.

»Was nennen Sie ›vorerst‹?«

»Wir müssen uns erst im klaren sein, daß die neue Niere sich nicht abstößt.«

»Ich dachte, bei dem fast identischen Eiweiß des Spenders mit meinem ist die Gefahr gering?«

»Genau das ist es.« Dr. Banda blickte in den Sprühregen des Springbrunnens, den ein leichter, warmer Wind zerteilte. Der niederfallende Wasservorhang leuchtete gegen die Sonne in den Farben des Regenbogens. »Das ›fast‹ und das ›gering‹ – hundertprozentig ist nichts. Wir müssen alles einkalkulieren.«

»Und wann sind Sie sich sicher, Doc?«

»In spätestens einem Jahr. Dann kann ich sagen: ›Joggen Sie wieder!‹ Aber bis dahin keine Anstrengungen, Mr. Burten.«

Burten zögerte, aber dann stellte er doch die Frage, die ihn sehr beschäftigte: »Gehört zu den Anstrengungen auch ein normales Sexleben?«

»Wenn Sie es nicht übertreiben, nein. Ich würde aber auf Höchstleistungen verzichten. Sie haben eine sehr erotische Frau?«

»Lora war immer für eine Liebesstunde zu haben, zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Wenn wir in uns einen Drang spürten, liebten wir uns. Vor allem an den Wochenenden. Ist das nun vorbei, Doc?«

»Was für das Joggen gilt, kann man auch auf den Sex übertragen. Es kommt alles wieder, nur ein bißchen Geduld.«

»Ich bin ja schon zufrieden, wenn Sie mir Hoffnung machen.«

»Die mache ich Ihnen gern.«

»Danke.« Burten atmete tief durch. Auch dieses Problem war nun gelöst. »Sie sind ein wunderbarer Arzt, Dr. Banda. Man hat im Leben nur einmal das Glück, einem Menschen wie Ihnen zu begegnen.«

»Und für mich war es eine große Freude, Ihnen helfen zu können, Mr. Burten. Danken Sie Ihrem Gott, daß wir rechtzeitig den richtigen Spender gefunden haben. Das andere, die Operation, war nur Technik.«

»Ich danke Ihnen, Doc. Sie haben mir das Leben gerettet. Das ist unbezahlbar.«

»Fünfzigtausend Dollar sind genug.« Dr. Banda sagte es leichthin, als rede er nicht gern über Geld.



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