Der Tag, an dem meine Wohnung abbrannte und ich bei meiner kroatischen Putzfrau einzog: Roman (German Edition) by Ulla Ziemann

Der Tag, an dem meine Wohnung abbrannte und ich bei meiner kroatischen Putzfrau einzog: Roman (German Edition) by Ulla Ziemann

Autor:Ulla Ziemann [Ziemann, Ulla]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492962834
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00


24

Eine Handvoll Gewürznelken in der Mülltonne sind ein probates Mittel gegen Maden und Fliegen.

»Kann man dich keine fünf Minuten allein lassen, ohne dass du mit einem Typen vögelst?«

»Das geht dich einen Scheißdreck an, was ich tue und lasse. Du bist nicht meine Mutter. Und die geht es übrigens auch einen Scheißdreck an. Lasst mich doch alle in Ruhe!«

Danka hielt sich die Ohren zu, um das Gekreische nicht hören zu müssen. Der angenehme Nebeneffekt war, dass sie so ihren Kopf stabilisierte. Sie hatte nämlich das unbestimmte Gefühl, er würde abfallen oder zumindest seitlich wegknicken, sobald sie ihn sich selbst überließ. Die Tage der Trinkfestigkeit gehörten eindeutig der Vergangenheit an. Beim leisesten Gedanken an Wodka begann der Boden unter ihr zu schwanken, und das, obwohl sie saß, und zwar auf einer begrünten Verkehrsinsel irgendwo in Nordschwabing.

Eva tigerte über die Insel, als wäre diese vom Ozean umgeben und kein Ausweg möglich. »Seit wann interessiert es dich, mit wem ich ins Bett gehe?«

»Seit du mit Dreckschweinen ins Bett gehst. Übrigens konnte von Bett keine Rede sein. ›Beet‹ würde es eher treffen.«

»Ich bin schon mit Dreckschweinen ins Bett gegangen. Und bin immer sehr gut damit gefahren. Außerdem hast du nicht zu entscheiden, wer ein Schwein ist und wer nicht. Du kennst den Typ doch gar nicht.«

»Verlass dich drauf: Ich kenne den Typ. Jeder kennt diesen Typ.«

»Ja, klar. Die große Menschenkennerin, die sich von früh bis spät im abgedunkelten Zimmer verbarrikadiert und verblödete Heftchen liest, in denen sich Enten ohne Hosen mit Geldproblemen rumschlagen.«

»Ziemlich nah an der Wirklichkeit, wenn du mich fragst.«

Eva seufzte und hockte sich neben sie ins Gras. Ein alter Mann im Anzug durchforstete einen Abfalleimer nach Pfandflaschen. Er würdigte die beiden Frauen in ihren Glitzerkleidchen keines Blickes und summte vor sich hin.

»Er besorgt mir einen Job.«

»Wer, er?« Danka nickte hinüber zu dem Flaschensammler.

»Der vorhin bei den Mülltonnen.«

»Du hast einen Job.«

»Nee, einen, wo ich Kohle machen kann. Richtig Kohle.«

Danka drehte ihren Kopf mit beiden Händen in Evas Richtung. Es schmerzte. »Ist es das, was ich denke?«

»Was? Nein! Bloß Eskortservice. Also Begleitung für Geschäftreisende und so. Der Sven findet, dass ich mit vierunddreißig zwar hart an der Altersgrenze bin, aber dafür hätte ich die richtige Ausstrahlung. Da geht’s darum, mit wem solche Typen sich öffentlich blicken lassen wollen. Alles, was in Richtung Sex geht, ist total freiwillig und steht null im Vordergrund.«

Danka schwieg. Ihre Augen verfinsterten sich. Eva rückte näher an sie heran.

»Mann, Danka, checkst du das nicht? Ich komm anders aus der Nummer hier nicht mehr raus. Das Putzen ist schon okay, aber davon kann ich gerade mal bei euch leben. Ich will irgendwann wieder zurück in mein altes Leben, meinen alten Job machen, ohne jahrelang vom Staat behandelt zu werden wie ein Baby. Dazu muss ich irgendwoher schnell und unkompliziert an einen Batzen Geld kommen, um erst mal die allernötigsten Schulden abzuzahlen und gefahrlos wieder auftauchen zu können.«

Danka sagte immer noch nichts. Eva wollte gerade sauer werden, als sie plötzlich ein kleines Schniefen vernahm. Verblüfft sah sie, dass ihre Freundin Tränen in den Augen hatte.



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