Der Sommer geht by Michael Coney

Der Sommer geht by Michael Coney

Autor:Michael Coney [Coney, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-12-30T14:14:42+00:00


Mittlerweile donnerten weiterhin die Laster durch die Stadt und die Straße ins Landesinnere hinauf und brachten Lebensmittel in Städte, die schlechter dran waren als wir. Ich verbrachte einen Großteil meiner Zeit mit Braunauge, und oft besuchten wir gemeinsam Ribbon – anfangs, um der Familie unsere Anteilnahme auszudrücken und uns zu erkundigen, ob es nicht vielleicht doch irgendwelche Nachrichten über Squint gab; später, als ein Tag um den anderen verstrich und kaum mehr Hoffnung bestand, kamen wir, um die Leute zu trösten und von ihrem Kummer abzulenken. Sie nahmen es sich wirklich sehr zu Herzen. Ribbon fühlte sich an dem Unglück schuldig und redete kaum mehr, und Starkarm fühlte sich ebenfalls schuldig wegen seines Ausbruchs uns gegenüber am Abend von Squints Verschwinden, weil das bestimmt zu Ribbons Zusammenbruch beigetragen hatte.

An vielen Abenden, wenn wir in Ribbons Zimmer saßen und versuchten, sie aufzumuntern, während sie auf dem Bett saß und mit leerem Blick durch uns hindurchschaute, kamen noch zahlreiche andere Besucher in das Fischerhaus. Das Schlafzimmer lag zur Straße hin, so daß ich die Leute eintreffen sah. Einige brachten Päckchen mit, die wohl Lebensmittel oder Spirituosen als Geschenk für die Trauerfamilie enthielten. Andere, und das waren meistens Männer, kamen jedoch mit leeren Händen und zielbewußtem Schritt, manchmal zu zweien oder dreien, und die empfing Starkarm im Wohnzimmer und schloß dann energisch die Tür – nur hin und wieder machte er auf und rief seiner Frau hinaus, noch etwas zum Trinken zu bringen. Oft hatte er zwölf oder mehr Leute in diesem Zimmer, und eines Abends zählte ich sogar zwanzig. Braunauges Eltern waren an jenem Abend auch da, und sie fragte sie später, worum es bei diesen Treffen eigentlich ginge, bekam aber keine zufriedenstellende Antwort.

Es sah ganz danach aus, als sei eine Art Initiativgruppe gebildet worden, nur hatten wir keine Ahnung, wie die Initiative aussehen sollte.

Mittlerweile war die Grume gekommen.

Eines Tages nahmen wir Ribbon mit hinunter zum Pier; wir hatten einige Schwierigkeiten, sie aus dem Haus zu kriegen, aber als wir erst den Hafen erreicht hatten, schien sie das Getriebe rundum doch aufzuheitern. Alle tiefen Boote waren jetzt bereits an Land gebracht worden, und im Hafenbecken drängten sich viele buntlackierte kleine Gleiter. Der Wasserstand war sehr niedrig; die Oberfläche bewegte sich in langsamen, trägen Wellen wie geschmolzenes Blei.

Ich machte die Anlegeleine meines Gleiters vom Poller los und zog; zähe, schwere, sirupartige Tropfen lösten sich von dem Tau, als das kleine Boot heranglitt. Wir kletterten hinein, und ich setzte das Segel. Jede Bewegung des Bootes löste ringsum müde flache Wellen aus, die sich gleich wieder legten. Der Wind erfaßte uns und schob uns sachte in Richtung Hafenausfahrt. Die Schneetaucher waren mittlerweile alle fort; diese leichten Vögel hätten mit dem dichten, dicken Wasser der Grume gar nichts anfangen können, hätten mit ihrem hohen Auftrieb darin keinesfalls untertauchen können – und mit der Grume waren auch neue Feinde gekommen.

Die Grummetten waren in Schwärmen von Süden eingefallen, der Grume folgend. Eine Unmenge dieser großen weißen Vögel hatte sich auf dem Dach des Fischmarkts niedergelassen und beäugte gierig die Ausbeute der Fischer, die eben ihren Fang an Land brachten.



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