Der siebte Tod by Cleave Paul

Der siebte Tod by Cleave Paul

Autor:Cleave Paul
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House


Kapitel 27

Ich träume vom Tod und wünsche mir, ich wäre schon dort. Ich träume von Schmerzen und bin dort, wo sie sind.

Meine Zähne beißen auf die Öffnung der Weinflasche, und ich schlucke, so viel ich kann. Es ist pures Glück, dass ich überhaupt Wein im Haus habe. Ich habe ihn vor sechs Monaten gekauft, zum Geburtstag meiner Mutter. Ich dachte, wir würden vielleicht feiern. Aber sie hat mir vorgeworfen, ich würde versuchen, sie zu vergiften, und alles endete damit, dass ich den Wein wieder mit nach Hause nahm. Normalerweise genügt schon der Geruch von Wein, um mich würgen zu lassen. Jetzt klammere ich mich an das Gefühl, das er mir gibt, die Hoffnung, ich könnte all dem vielleicht irgendwie entkommen. Ich versuche, die Zunge zur Seite zu schieben, sodass ich den Wein nicht schmecken muss, doch das funktioniert nicht. Nach ein paar Sekunden bin ich kurz davor, mich zu übergeben, doch je mehr ich trinke, umso weniger Sorgen mache ich mir über den Geschmack. Ich lasse meinen Kopf auf dem Kissen ruhen und betrachte den Menschen vor mir, der sich über meinen Unterleib beugt. Er trägt einen Mundschutz wie ein Chirurg, doch ich erkenne, dass es sich um eine Frau handelt. Ich bete, dass es nicht Melissa ist. Ich weiß nicht, warum sie hergekommen ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemanden um Hilfe gebeten zu haben, und mir wird klar, dass ich wahrscheinlich Halluzinationen habe. Oder einfach nur Glück. Mein Blick wird träge. Wenn ich den Kopf drehe, brauchen meine Augen eine Sekunde, um nachzukommen.

Die Schmerzen flammen wieder auf. Ich sehe mich im Zimmer um, doch alles kommt mir ganz vertraut vor, nicht so, als ob ich in einer Klinik wäre. Ich will auf die Flasche beißen und entdecke,dass ich bereits auf etwas anderes beiße.Ich hebe die Hand und fühle, dass es sich um meinen Gürtel handelt. Nichts, was ein Arzt benutzen würde.

Meine Hände zittern, und mein ganzer Körper fühlt sich warm an. Ich weiß nicht, wie ein Arzt so was erledigen würde, aber sie bewegt sich so schnell, dass sie in einer Sekunde noch etwas Scharfes hochhält und mich in der nächsten schon mit irgendwas abtupft. Ich blinzle, und sie wechselt die Position; ich blinzle nochmal, und sie ist irgendwo anders – immer wieder verliere ich das Bewusstsein. Was sie sagt, hat kaum einen Zusammenhang, aber sie versucht offenbar, mich zu beruhigen. Ich sehe zu,wie sie Streifen von Haut und Fleisch beseitigt,und dann kann ich nicht mehr zusehen.

Ich starre an die Decke. Sie hängt in der Mitte leicht durch. Ich versuche, mit meiner Ärztin zu sprechen, aber ich bin nicht sicher, was ich sage. Ist das alles nur ein Traum? Operiere ich mich selbst?

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, doch als ich das nächste Mal hinschaue, ist die Ärztin verschwunden. Ich bin ganz allein, genau wie der Hoden, den ich noch habe. Ich taste mit der Hand über meinen Körper nach unten,halte jedoch bald inne.Ich habe viel zu viel Angst, um wirklich was über den Schaden wissen zu wollen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.