Der Schwarm by Frank Schätzing

Der Schwarm by Frank Schätzing

Autor:Frank Schätzing [Schätzing, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: Verlag Kiepenheuer & Witsch
veröffentlicht: 2009-05-11T17:00:00+00:00


Montauk, USA

Linda und Darryl Hooper waren seit drei Wochen verheiratet, und sie verbrachten ihre Flitterwochen auf Long Island. Seit der Zeit, als noch mehr Fischer auf der Insel gelebt hatten als Filmstars, war Long Island teuer geworden. Hunderte exquisiter Fischrestaurants blickten auf kilometerlange Sandstrände. Die New Yorker Prominenz gab sich hier genauso mondän, wie man es von ihr erwartete. Sie teilte sich mit Amerikas schwerreichen Industriellen das Villenviertel von East Hampton, einem blank geputzten Postkartendorf, in dem sich als Durchschnittsverdiener kaum leben ließ. Auch Southampton weiter südwestlich war nicht gerade billig. Aber Darryl Hooper hatte sich als aufstrebender junger Anwalt einen Namen gemacht. In der großen Kanzlei im Herzen von Manhattan galt er als Ziehsohn der Seniorpartner. Noch verdiente er vergleichsweise wenig, aber Hooper wusste, dass er kurz davor stand, richtig viel Geld zu machen. Und er hatte dieses wirklich süße Mädchen geheiratet. Linda war der Schwarm aller Jurastudenten gewesen, aber sie hatte sich für ihn entschieden, obwohl ihm trotz seiner frühen Jugend die Haare ausfielen und er eine dickglasige Brille tragen musste, weil er Kontaktlinsen nicht vertrug.

Hooper war glücklich. Im Bewusstsein kommender Segnungen hatte er beschlossen, sich und Linda einen kleinen Vorschuss zu gönnen. Das Hotel in Southampton war zu teuer. Sie bezahlten jeden Abend fast einhundert Dollar in einem der Gourmetrestaurants ringsum. Trotzdem war es in Ordnung so. Sie arbeiteten beide wie die Pferde, und sie hatten es sich einfach verdient. Nicht mehr lange, und die neu gegründete Familie Hooper würde sich die exklusiven Plätze leisten können, wann immer sie wollte.

Er legte den Arm enger um seine Frau und sah hinaus auf den Atlantik. Eben verschwand die Sonne. Der Himmel ging ins Violette. Hoch gelegene Dunstfelder leuchteten rosafarben am Horizont. Das Meer schickte flache Wellen gegen den Strand, die mit Rücksicht auf ruhebedürftige Großstädter dezent plätscherten, anstatt sich lautstark zu brechen. Hooper überlegte, ob sie nicht eine Weile hier bleiben und später nach Southampton zurückkehren sollten. Im Moment war die Hauptstraße noch stark befahren, aber in einer Stunde würden sie gut durchkommen. Keine zwanzig Minuten würden sie für die fünfzig Kilometer brauchen, wenn er die Harley ordentlich aufdrehte. Jetzt aufzubrechen war einfach zu schade.

Außerdem gehörte dieser Platz, wie allgemein erzählt wurde, nach Sonnenuntergang der Liebe.

Langsam schlenderten sie über die flachen Klippen. Nach wenigen Schritten tat sich vor ihnen eine große, flache Mulde auf. Ein idealer, verschwiegener Flecken. Hooper war sehr verliebt, und er genoss es, dass sie hier völlig unbeobachtet waren. Von jenseits der Klippen hörte er das Meer. Sie waren weit und breit die Einzigen, wie es schien. Der Strand lag praktisch um die Ecke. Die meisten der romantisch Verliebten waren wohl dort unterwegs, aber das hier war ihre Welt.

Nie im Leben wäre Hooper auf die Idee gekommen, dass zwei Beobachter in einem unterirdischen Raum in Buckley Field aus 195 Kilometer Höhe zusahen, wie er seine Frau küsste, mit den Händen unter ihr T-Shirt fuhr und es ihr abstreifte, wie sie seinen Gürtel öffnete, wie sie einander auszogen und auf dem Kleiderbündel ineinander verschlungen zu liegen kamen. Er küsste und streichelte Lindas Körper.



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