Der Plan by Philip Kerr

Der Plan by Philip Kerr

Autor:Philip Kerr [Kerr, Philip]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 9783644214415
Herausgeber: rororo
veröffentlicht: 2013-11-29T16:00:00+00:00


14

Einige Yachteigner und Crewleute blieben zum Dinner auf ihren Booten. Aber die meisten gingen zum Deckshaus auf dem Vorschiff, um mehr vom Schiff zu sehen und den Kapitän, die Offiziere und die Mannschaft kennenzulernen. Auf der Duke aßen Offiziere und Mannschaft in getrennten Messen. Das wurde in der britischen Handelsmarine von jeher so gehandhabt. Jetzt gab Jellicoe Order, daß die Yachteigner und ihre Skipper mit in der Offiziersmesse speisen dürften. Besatzungsmitglieder sollten hingegen mit denen der Duke in der Mannschaftsmesse essen. Also fand sich Dave zum Dinner in einem Raum mit Jellicoe, denjenigen seiner Offiziere, die Freiwache hatten, und einer Schar von Eignern und Skippern, darunter auch Al Carnaro, Kate Parmenter und die gutaussehende Rachel Dana von der Jade.

Rachel sagte: »Käpt’n Jellicoe, darf ich fragen, was es mit den beiden alten Kanonen auf Ihrem Focksel auf sich hat?«

»Was zum Teufel ist ein Focksel?« knurrte Kent Bowen.

»Das ist das Deck über der Back im Bug des Schiffs«, erklärte Jellicoe und verbuchte Bowen im Geist als kompletten Idioten in allen seefahrtstechnischen Dingen. Mit einem traurigen Lächeln wandte er sich an Rachel Dana.

»Wissen Sie«, sagte er, »an diesen Kanonen hängt eine längere Geschichte dran. Einmal, auf der Rückfahrt von den Balearen …« Er nickte Bowen zu. »Das ist die kleine Inselgruppe, zu der auch unser Fahrtziel Mallorca gehört. Na ja, da hatten wir einen Reparaturaufenthalt vor Lanzarote …« Erneutes Nicken in Bowens Richtung. »Das ist eine der Kanarischen Inseln. Na, jedenfalls, wir lagen also fast einen geschlagenen Tag vor diesen Klippen, während der Chefingenieur die Motoren wieder auf Trab brachte, und den Jungs war ziemlich langweilig. Und oben auf den Klippen standen zwei museale Kanonen. Ich dachte mir, es wäre ein gutes Mittel, die Jungs davor zu bewahren, auf dumme Ideen zu kommen, wenn wir dort raufklettern würden, wie in einem Film, den ich mal gesehen hatte, nur daß wir die Kanonen nicht in die Luft jagen, sondern klauen würden.« Jellicoe schmunzelte bei der Erinnerung an dieses Unternehmen. »Und genau das haben wir auch getan. Es hat fast den ganzen Tag gedauert, weil die Dinger natürlich ordentlich schwer waren. Aber sie sind voll funktionstüchtig. Wir feuern sie einmal im Jahr ab, zum Gedenken an Admiral Lord Nelsons Sieg über die Franzosen in der Schlacht von Trafalgar …« Wieder ein Nicken in Bowens Richtung. »Berühmte Seeschlacht während der napoleonischen Kriege – 21. Oktober 1805, falls es Ihnen entfallen sein sollte. Fand übrigens gar nicht weit nördlich der Kanaren statt. Die Kanonen sind nämlich britischen Ursprungs. Stammten von einem Schiff aus Nelsons Flotte, das vor Madeira auf Grund lief. Sie blieben zuerst eine Zeitlang dort, bis sie der Gouverneur von Madeira beim Kartenspiel an den Gouverneur von Lanzarote verlor. Oder so ähnlich jedenfalls. Wie Sie sehen, haben wir also nur Eigentum unserer Marine repatriiert. Das waren wir England doch schuldig, oder nicht, Chief?«

Bert Ross lächelte frostig und nahm sich noch etwas von dem gräßlichen Weißwein, der auf der Duke kredenzt wurde.

»Wie heroisch«, sagte Rachel. »Vielleicht sollten Sie selbst mal in einem Film mitspielen, Käpt’n.«

Kate fragte sich, an welche Art Film Rachel Dana wohl denken mochte.



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