Der Nachtwandler by Sebastian Fitzek

Der Nachtwandler by Sebastian Fitzek

Autor:Sebastian Fitzek
Die sprache: eng
Format: mobi
ISBN: 9783426503744
Herausgeber: Knaur
veröffentlicht: 2013-03-13T23:00:00+00:00


25.

Wo zum Teufel steckst du?«, fauchte Sven mit der Stimme eines Mannes, der viel lieber brüllen würde und sich nur mit größter Mühe beherrschen konnte.

»Das Gleiche wollte ich dich fragen, ich hab schon mehrfach versucht, dich zu erreichen.«

»Diese Mühe hättest du dir sparen können, wenn du mich wie verabredet auf die Party begleitet hättest.«

An der Tatsache, dass Svens Worte sich nur schleppend von seinen Lippen lösten, merkte Leon, wie erregt sein Freund und Geschäftspartner war. In der jüngeren Vergangenheit hatte er ihn nur ein einziges Mal so intensiv stottern hören, und das war an dem Tag, an dem seine Mutter gestorben war.

»Welche Party?«, fragte Leon.

»Hallo? Professor Adomeit? Der geschäftsführende Direktor des Krankenhauskonsortiums? Der Mann mit dem Geldsack und dem goldenen Füller, der unseren Auftrag unterschreiben soll?«

Großer Gott, die Geburtstagsfeier zu Adomeits Fünfzigstem.

Leon griff sich an die Stirn.

»Ich bin die vierhundert Kilometer zu seinem Ferienhaus am See ganz alleine gefahren.«

»Es tut mir leid, das habe ich vollkommen verschwitzt.«

»Das merke ich«, sagte Sven mit einem gedehnten M. Neben dem D war es dieser Konsonant, der ihm große Schwierigkeiten bereitete.

»Die Idee mit dem Tunnel zwischen den Krankenhausgebäuden ist übrigens super angekommen!«

Leon schloss die Augen. Dass das Modell aus seinem Arbeitszimmer verschwunden war, hatte er zwischenzeitlich völlig verdrängt.

»Ja, danke. Wieso ist es so ruhig bei dir?«, fragte Leon, der weder Musik, Gläserklirren oder die sonst auf Partys üblichen Begleitgeräusche aufschnappen konnte.

»Weil ich mir den Arsch auf einer Veranda am See abfriere. Drinnen ist es zu laut, um zu telefonieren.«

Wie zum Beweis hörte Leon rhythmische Bässe, als hätte sich auf Svens Seite eine Tür zu einer Diskothek geöffnet. Genauso schnell, wie sie hochgeschwappt waren, verstummten sie auch schon wieder.

»Was hast du gemacht? Ich hab es ein Dutzend Mal auf deinem Handy probiert.«

»Das hat die Polizei beschlagnahmt.«

»Was?«

Leon wusste nicht, wo er anfangen sollte. Am liebsten hätte er seinem Freund von der Tür und dem Labyrinth erzählt, dem Fingernagel und der blutigen Bluse, doch das konnte er nicht am Telefon – und schon gar nicht, während Sven sich auf einer Party befand.

Leon fasste die Entwicklungen der letzten Tage so knapp wie möglich zusammen und ließ die Fakten weg, die Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit aufkommen lassen würden.

Als er geschlossen hatte, klang Svens Stimme zittriger als noch zuvor, und Leon war sich nicht sicher, ob das ausschließlich an der Kälte lag: »Du willst mir sagen, dass deine Frau in einem völlig desolaten Zustand auf die Straße gerannt ist und du jetzt Angst hast, du könntest ihr im Schlaf etwas angetan haben?«

»Ja. Und ich fürchte, es gibt Beweise.«

»Wie bitte?« Sven beschwerte sich über die schlechte Leitung, wegen der Leon nur schwer und vernuschelt zu verstehen sei, und bat ihn, den letzten Satz zu wiederholen.

»Es gibt Beweise.«

»Die Fotos auf deinem Handy?«

»Nicht nur die.«

»Ich versteh das alles nicht«, sagte Sven nach einer nachdenklichen Pause.

Glaub mir, ich auch nicht.

»Hast du mir nicht bei unserem letzten Telefonat gesagt, Natalie habe dir erklärt, sie brauchte etwas Abstand und würde sich für einige Zeit zurückziehen?«

»Was? Nein, wie kommst du darauf?«

»Also, ich bin doch nicht bekloppt«, protestierte Sven.



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