Der Master Switch by Wu Tim

Der Master Switch by Wu Tim

Autor:Wu, Tim [Wu, Tim]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: mitp Verlag
veröffentlicht: 2012-04-13T22:00:00+00:00


Kapitel 14

Bell wird zerschlagen

Clay Whitehead, Nixons starker Mann für den Bereich Telekommunikation, war 1974 der erste Regierungsvertreter, der sich offen für ein Ende des Monopols von Bell aussprach. Nur einen Monat vor Nixons Rücktritt erklärte er: „Wenn der Möchtegern-Monopolist [AT&T] oder die Öffentlichkeit nicht besondere politische Gründe vorlegen können, die ein Monopol rechtfertigen, sollte es nicht erlaubt sein.“ Die „Antitrust-Gesetze“, sagte er, „sollten durchgesetzt werden, um sicherzustellen, dass regulierende Mechanismen nicht zu einer Oase für die Flucht vor Wettbewerb werden können.“1

Solche Worte aus dem Weißen Haus waren ein Schock für AT&T, ein Unternehmen, das eine langjährige Freundschaft mit der amerikanischen Regierung pflegte – doch Ende der 1960er-Jahre, als alles in Bewegung war, begannen die Regierung Nixon und die FCC zu hinterfragen, ob das Monopol von Bell weiterhin Vorteile bot. Tatsächlich setzten bei der FCC bereits radikale Überlegungen ein, dass ein wenig Wettbewerb nicht nur (technisch und politisch) machbar wäre, sondern auch wirklich zu einem effizienteren Telefonsystem beitragen könnte (eine Argumentation wie beim Kabelfernsehen). Es fand ein Paradigmenwechsel und eine ideologische Neuordnung statt: Stück für Stück wurde Theodore Vails Glaube an ein zentralisiertes Monopol ersetzt durch einen neuen Glauben an den Wert der Dezentralisierung. Und in den 1970er-Jahren begannen dann sowohl das Weiße Haus als auch Vertreter der FCC Begriffe wie „Wettbewerb“ und „Deregulierung“, statt „reguliertes Monopol“ zu verwenden.

Es wäre jedoch übertrieben zu sagen, AT&T wäre empfänglich für die neuen Gedanken der 1970er-Jahre gewesen. Der neue Vorsitzende von AT&T, John deButts, reagierte auf die neuen Entwicklungen mit einer Rede, die auch 1916 genau gepasst hätte: „Es gibt viele Bereiche der Wirtschaft, in denen der Nation mehr durch Kooperation als durch Wettbewerb gedient ist … die Zeit für ein Moratorium für weitere volkswirtschaftliche Experimente ist gekommen.“ In den 1970er-Jahren tat er alles in AT&Ts Macht Stehende, um das Ruder herumzureißen und entgegen allen Realitäten mehr Monopol und weniger Wettbewerb zu erhalten. Er erfüllte alle Vorurteile eines Verfechters des Bellschen Systems. Das People Magazine nannte ihn „den Mann, der AT&T sein Leben lang treu geblieben und stolz darauf ist“ und der sich „an die Zeit erinnert, als die Aussage ’Ma Bell ist ein Monopol‘ ein Ausdruck des Stolzes war“. „Die geheiligte öffentliche Mission des Bellschen Systems hatte sich nicht nur in seinem Kopf festgesetzt“, schreibt Steve Coll, „sondern war auch in seine Seele eingedrungen.“ Der Zusammenstoß von AT&T mit dem Lauf der Geschichte führte zu der zweiten großen Zerschlagung eines Medienunternehmens im 20. Jahrhundert.2



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