Der Limes by Schallmayer Egon

Der Limes by Schallmayer Egon

Autor:Schallmayer, Egon [Schallmayer, Egon]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406693328
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2016-02-27T16:00:00+00:00


3. Ausbauphasen

Die Grenzpolitik Traians in Germanien führte also einerseits zu einer Reduzierung der Legionen an der Rheinfront auf nunmehr vier: In Straßburg stand die legio VIII Augusta pia fidelis, in Mainz die legio XXII Primigenia pia fidelis, in Bonn die legio I Minervia und in Xanten die legio XXX Valeria Victrix. Andererseits kam es zu einem Auseinanderziehen der Hilfstruppen, der Alen, Kohorten und Numeri, die bis dahin in Nähe der Legionen oder entlang der Vormarsch- und Erschließungsstraßen im nachmaligen Limeshinterland stationiert gewesen waren und jetzt unmittelbar an die Limeslinie verlegt wurden. Hier existierte zunächst nur eine in die Wälder geschlagene Grenzschneise mit Postenweg, die von hölzernen Wachttürmen aus kontrolliert wurde. Unter Kaiser Hadrian erfolgte – wie literarische, aber auch archäologische Aufschlüsse an der östlichen Wetteraulinie bei Marköbel (Dendrodatum der Palisadenhölzer 119/120 n. Chr.) zeigen – die Markierung des Grenzverlaufes durch die Anlage eines Palisadenzaunes, der den Postenweg zusätzlich sicherte. Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Limes weiter nach vorne verlegt, die Holztürme durch Steintürme ersetzt und zunächst erneut eine Palisade errichtet. Dies legen einerseits die ältesten Bauhölzer an den Kastellplätzen der beiden vorderen Limeslinien nahe, die 159/160 n. Chr. datieren (Aalen, Osterburken und Rainau-Buch), andererseits die Hölzer der Limespalisade bei Schwabsberg (165 n. Chr.) und im Rotenbachtal (164 n. Chr.). Gegen Ende des 2. Jahrhunderts wurden in Obergermanien als Ersatz der Palisade Wall und Graben angelegt, während in Raetien anstelle der Holzpalisade, der an seinem westlichen Abschnitt offenbar streckenweise ein einfacherer Holzzaun vorausging, bzw. anstelle eines Holzzaunes, der an einigen Stellen seines östlichen Verlaufs der Palisade nachfolgte, eine Mauer errichtet wurde. Wir haben uns dabei an ein Bild gewöhnt, nach dem die späteste Ausbauphase des Obergermanischen Limes wie folgt aussieht: Hinter einer Holzpalisade zieht ein Graben mit dahinter angelegtem Wall, der streckenweise vom Limesweg begleitet wird. In gewissen Abständen stehen Steintürme zur Überwachung der römischen Reichsgrenze. Dieses Bild hat bis in die Schulbücher Eingang gefunden. Um es zu entwerfen, hatte es einer lange andauernden und über Jahre sehr intensiv geführten Diskussion in der Limesforschung bedurft, vor allem in den Zeiten der Reichs-Limeskommission. Dabei spielte die Frage eine Rolle, ob es sich bei dem vor Graben und Wall hinziehenden Gräbchen um ein Annäherungshindernis oder um einen Grenzzaun handelte.

Man hatte bei den Ausgrabungen der Reichs-Limeskommission an manchen Stellen einige Pfähle der Palisade freilegen können, wie etwa im Bereich der Wachtposten 13/3 bis 13/12 am Mönchroth-Wittenbacher Weg oder in den Wörnitzwiesen bei Weiltingen im Bereich des Raetischen Limes, jedoch konnten sie nicht genauer datiert werden, denn eine Dendrochronologie gab es seinerzeit noch nicht. So war es nur verständlich, davon auszugehen, dass die Palisade bis zum Ende des Limes bestanden hätte.



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