Der Kampf um den Mann by Clara Viebig
Autor:Clara Viebig [Viebig, Clara]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-21T00:00:00+00:00
Lehmann ( teilnehmend ).
Geht es ihm denn so schlecht? Wissen Sie, Lieschen, für Sie wäre es am besten, der Wurm wäre wieder von die Welt.
Friedrich.
Ach nein, ach nein, ach nein!
Lehmann.
Haben Sie sich man nich! Was denn? Sie grämen sich drum, Sie quälen sich, und wenn der Wurm grösser ist, grämt er sich auch, muss er sich auch quälen. So’ne Kinder haben kein Glück. Nein, Sonne muss auf die Jugend scheinen, wenigstens ein bischen Sonne, sonst wird man im Alter blind. (Reibt sich die Augen.) ’s wird immer dunkler hier. Frida, ziehn Se mal die Gardine zurück! — — — Der Wurm ist beim lieben Gott besser aufgehoben. Machen Sie sich man mit dem Gedanken vertraut, Lieschen!
(Friedrich bricht in Tränen aus.)
Katzler.
Pst, hört mal!
(Die Maschinen halten an.)
Katzler.
Die raisonnieren drinne — au weh? Hihi! Sie jammert, er macht Krach. Das kommt davon. Muss die sich auch ’nen Bräutigam anschaffen — so’ne Alte!
Hober.
Das Herz verlangt nach Liebe, auch wenn’s nich mehr ’s jüngste ist. Was wollt ihr denn? Alle Jubeljahr mal ’raus nach dem Grunewald, sonst immer nähen. Ich glaube, ich nähe noch, wenn sie mich in die Grube legen. Ae —! (Seufzt. )
(Alle seufzen.)
Meyer.
Nu hören Sie aber auf! Das ist ja schrecklich. Immer fidel, solange man jung ist!
Lehmann.
Und dann —?!
(Pause. Alle schweigend über die Arbeit gebückt. Maschinen rattern. Es klingelt draussen. Frida läuft.)
Freschbolzen ( hereinstürzend ).
Rasch, Frida, rasch aufmachen! (Fährt sich übers Gesicht. ) Ha, ist mir heiss! ’ne Hitze, um ’nen Ochsen zu braten.
Katzler.
Heiss — hier?! Mich friert. Das macht nur, Sie sind so echauffiert, Fräulein Freschbolzen!
Freschbolzen
(mit dem Taschentuch sächelnd).
Wie seh’ ich aus? Sehr erregt, nicht wahr? Sieht man’s mir an? Ach Gott, der Aerger! Ich möchte weinen, ich —
Frida ( hereinstürzend ).
’ne Dame! Ich kenne sie nich. Hau, aber nobel! Echt Schinschilla am Jackett!
Freschbolzen.
Ah —! Vielleicht ’ne neue Kundin! Ich lasse sehr bitten! (Frida läuft. ) Wer mag die her empfohlen haben? Wir haben furchtbar zu tun, hört ihr?! Furchtbar! Sitzen die halbe Nacht, hört ihr?! Können die Kundschaft kaum zwingen, hört ihr?! — — — Ah, gnädige Frau, womit kann ich dienen? Darf ich bitten, hier hinein! (Führt die Dame ins Zimmer links. )
Hober ( die die Dame gemustert ).
Das Kleid war gut gearbeitet. Das war ein Schneiderkleid.
Lehmann.
Na, wenn das nur nich eine ist, die immer krittelt! Haben Sie den gewissen Zug um die Nase gesehn?
Meyer ( lachend ).
Fräulein Lehmann, und Sie klagen immer über Ihre Augen?! Haha! Zum Schreien — haha!
Hober.
Seien Sie doch nich so laut. Nähen Sie lieber, Sie haben ja noch garnichts getan!
Meyer.
Ach, lassen Sie mich doch! Ne, die Lehmann, was die nich alles sieht! Haha — —!
Hober.
Gehn Sie noch mit dem aus ’n Schuhgeschäft von Herz?
Meyer.
I wo, keine Spur! Mit dem aus der Droscherie auch schon lange nich mehr. Warten Sie mal, drei, vier — ne, schon fünf Wochen nich mehr!
Hober.
Was sagt denn Ihre Mutter zu der ewigen Wechselei? Das ist doch so ’ne — na, so ’ne ruhige Frau, soweit ich sie kenne!
Meyer.
Was soll die sagen?! Wenn ich mich nur amüsiere. — Wo steckt denn
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