Der im Irrgarten der Liebe herumtaumelnde Kavalier by Schnabel Johann Gottfried
Autor:Schnabel, Johann Gottfried
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00
Allhier nun waren verschiedene Offiziers zugegen, welche um alles sein Wesen genaue Wissenschaft hatten, derowegen kam bald ein Gespräch vom Frauenzimmer und vergnügten Heiraten aufs Tapet, und fast ein jeder brachte eine besondere Meinung hervor, von was vor Temperament und Beschaffenheit nehmlich er sich dermaleins eine Frau wünschte. Oegneck hatte nicht gar lange zugehöret, als er mit beiden Fäusten auf den Tisch schlug und sagte: ›Um aller Heiligen willen! meine Herren, reden Sie von andern Dingen als vom Heiraten, denn wenn ich nur hieran gedenke, wird mir angst und bange.‹ ›Ei wieso, mein Herr?‹ fragte ein gewisser Capitain, der sich Reston nennete, ›wie ich vernommen, so ist ja Derselbe recht glücklich im Heiraten gewesen, indem Er eine bemittelte, verständige, tugendsame und ganz besonders schöne Frau haben soll. Ich habe dieselbe zu sehen zwar niemals die Ehre gehabt, jedoch solches von meiner eigenen Frauen und andern Dames vernommen, möchte also fast wünschen, woferne es anders ohne Dessen Incommodité geschehen könnte, die Wahrheit darvon persönlich zu erforschen.‹ Oegneck antwortete mit einigen Kopfschütteln folgendes: ›Es ist wahr, meine Herrn! ich habe eine Frau bekommen, die einen recht englischen Verstand besitzt, denn sie ist nicht allein in der Schrift, sondern auch in allen andern curieusen Wissenschaften vortrefflich wohlerfahren. Kann einen zierlichen Vers machen, nebst der Laute unterschiedene andere musikalische Instrumente recht charmant spielen, sauber schreiben, perfekt rechnen, künstlich malen und in Wachs poussieren, die schönste gestickte Arbeit und summa summarum alles, was ihre Augen sehen, können ihre Hände nachmachen.
Nackend und bloß‹, fuhr er fort, ›ist sie nicht zu mir kommen, sondern hat ein Heiratsgut von mehr als 1000 Dukaten mitgebracht, welches Kapital ich in Banco gelegt, der vortrefflichen Meublen zu geschweigen. Ihre Jungfrauschaft ist mir zu meinem allergrößten Vergnügen unversehrt zuteile worden, und habe ich die Marquen und Beweistümer hiervon bis dato noch unter meinen kostbarsten Raritäten verwahrt liegen. Es hat ihr niemals nach einer andern Mannesperson gelüstet als nach mir allein, auch führet sie beständig ein einsames, stilles und frommes Leben, woraus ihr tugendhaftes Wesen sattsam erhellet. Was die Schönheit meiner Frauen anbetrifft, so kann ich dieselbe mit allem Rechte ganz unvergleichlich nennen, denn ihre Augen sind wie ein paar blaue Crystallen und schicken mir so vieles Feuer zu, daß ich mich zuweilen mit Gewalt von ihnen entfernen muß, um durch allzu hitziges Lieben mein Leben nicht vor der Zeit abzukürzen; ihre Wangen sind wie Milch und Blut, die Haut über den ganzen Leib beschämet das allerweißeste und glattpolierteste Helfenbein; und die übrigen Leibesteile, an und in welchen die Verliebten die Quintam Essentiam der Wollust zu suchen pflegen, sind so beschaffen, daß ...‹
Hierauf brach der mit Hasenschrot geschossene Herr v. Oegneck auf einmal in seiner Rede ab, sagte aber bald hernach: ›Basta! Meine Herrn, ich muß schweigen, sonsten möchte einer oder der andere einen unordentlichen Appetit bekommen, mich zum Hahnrei zu machen. Vivat indessen‹, rief er, indem er zugleich ein Glas Wein an den Mund setzte, ›mein schönstes und liebstes Weibgen!‹ Mittlerweile hatten alle Anwesende genug zu tun, sich des lauten Lachens zu enthalten, gaben aber einander ihre Gedanken mit den Füßen unter dem Tische zu verstehen.
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